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Die Lust an unserer schönen deutschen Sprache soll hier erweckt werden. Wir gehen gemeinsam auf Spurensuche nach der Ursprache, dem Grund für die Sprachverwirrung und vielem mehr. ❤️

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72
Zur Bedeutung des Wortes „eigentlich“

Das Wort „eigentlich“ scheint in seiner wahren Bedeutung vielen nicht mehr ganz klar zu sein. Oft wird es im Gespräch entschuldigend verwendet, abgeschwächt oder ganz vermieden. Dabei ist es ein sehr altes Wort in unserem Sprachschatz, dessen ursprüngliche Bedeutung längst aus dem Bewußtsein verschwunden ist.

Die veraltete, ursprüngliche Bedeutung lautet:

Eigenthümlich, in Gestalt eines Eigenthumes.
Im Mittelhochdeutschen ist das Wort sowohl in der ursprünglichen Bedeutung eigen = im Besitz habend, sowie in der von:
eigentümlich, ausdrücklich, bestimmt nachzuweisen.

Die heutige Bedeutung bezieht sich eher auf das, „was den Kern, das Wesen ausmacht“.

eigenlich, ist das ursprüngliche Wort

Das t vor dem l kam erst später hinzu und ist ein Zusatzlaut zur besseren Klangwirkung,
welchen die Hochdeutsche Mundart notwendig macht.
Im Oberdeutschen lautet dieses Wort heute noch eigenlich, aigenlich.

Die jetzige, wahrhafte Bedeutung von „eigentlich, eigenlich“ ist:
tatsächlich, wirklich, in Wahrheit, in Wirklichkeit; genau, der Sache völlig gemäß.

Beispiele aus verschiedenen Nachschlagewerken:
„Ich habe es so eigentlich (so genau) nicht gehöret.“
„Ich kann es so eigentlich (mit Gewißheit, so genau, so umständlich) nicht sagen.“
„Das ist des Verfassers eigentliche (wahre) Meinung.“
"Eigentlich (der Wahrheit nach, oder meinem Vorsatze nach,) werde ich heute nicht spaziren gehen."
"Eigentlich hättest du dieses nicht thun sollen, dem Rechte nach."
"Ich kann es so eigentlich (mit Gewißheit, so genau, so umständlich) nicht sagen."

Sozusagen:
Eigentlich zu reden, die Wahrheit zu sagen, so zu reden, wie die Sache es erfordert. Das ist des Verfassers eigentliche (wahre) Meinung. Eigentlich (sehr genau) besehen, im gemeinen Leben.

🎯 Verdichtet:
„Eigentlich“ bedeutet ursprünglich nicht das oft halbherzig Gemeinte – sondern das Eigene, Wesentliche, Wahre.
Ein Wort das wir nutzen dürfen, um das Gesagte zu unterstreichen.

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04/25/2025, 12:11
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04/25/2025, 10:11
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1.8 k
Tagesscheiden

Nun gehst du hin in Frieden,
Du schöner, goldner Tag.
Bist du von uns geschieden,
Ich doch nicht trauern mag.
Du kehrst doch morgen wieder;
Nicht ewig währt die Nacht;
Dann steigst du vom Himmel hernieder
In neuer uns segnender Pracht.

So werd auch ich in Frieden
Von hinnen scheiden gehn;
Es giebt doch schon hienieden
Ein geistig Auferstehn.
Am Firmament geschrieben
Steht mein und euer Glück:
Als segnender Engel, ihr Lieben,
Kehr täglich zu euch ich zurück.

(Karl May, 1842 – 1912,
aus Himmelsgedanken)

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04/24/2025, 19:33
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457
Meine Weise

Einer fernen Heimat weltverwehter Laut
Klang mir schon als Kind im Ohr und Herzen traut.
In den stillen Wäldern wuchs er leise
Zu der vollen, wachen Heimwehweise.

Mit dem lauten Leben hat er mich versöhnt,
Der mir jeden Weg, auch den des Wehs, verschönt.
Friede breitet schon die Taubenflügel
Über meiner Erdenheimat Hügel.

(Karl Ernst Knodt,
1856 – 1917)

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04/24/2025, 16:56
t.me/diesprachedergoetter/1210
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169
🤍
Die Menschheit ist eigentlich
eine ungeheure Gesellschaft
fahrlässiger Selbstmörder,
denn seit Anbeginn hat
noch kein einziger Mensch
so lange gelebt,
wie er leben sollte
und auch hätte leben können.

(Karl May, 1842 – 1912,
aus Himmelsgedanken)

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04/24/2025, 15:44
t.me/diesprachedergoetter/1209
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261
Treu-Lieschen

Mein Lieschen, stell' das Weinen ein,
Auf Regen folgt ja Sonnenschein.
Ich kehr' mit Schwalb' und Flieder
Und wohl noch früher wieder.

Der Bursche sprach's. Vom Giebeldach
Sah ihm Treu-Lieschen lange nach,
Bis Hoffnung wiederkehrte
Und ihren Thränen wehrte.

Die Äuglein wurden wieder klar,
Das Herze jeden Kummers bar,
Sie wußte: mit dem Flieder
Kam ihr der Liebste wieder.

(Theodor Fontane, 1819 - 1898)

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04/24/2025, 12:11
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224
🌸 Ein später Morgengruß

Nach den tiefen Gedanken der letzten Tage
suche ich nach ein wenig Leichtigkeit.
Schreibt mir gern, welches fremde
Wort Euch auf der Seele liegt. 🙏

Ostara ist Erinnerung,
der April neigt sich,
der Mai kommt, flüstern die Sterne.
Der erste Flieder blüht,
sein Duft wärmt unsere Seelen.

Bleiben wir in unserer Kraft.
Wie Treu-Lieschen: still, stark
und mit einem liebevollen Strahlen.

Treuherzigst, Amanda 💞
04/24/2025, 12:11
t.me/diesprachedergoetter/1207
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253
04/24/2025, 10:11
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350
Weise Güte

Weis' und gut, wen lockt nicht das Wort?
Doch unter den Strudeln
Rasch entstürzender Flut und unter den Klippen des Lebens
Ach da verliert ihr Steuer so leicht die Vernunft und der Wille
Schwankt, uneins, von gewaltiger Noth und den Lüften getrieben,
Daß er wählt, was er oft verwirft, der Umneblung erledigt.
Rathet mir, die euch die Schule gelehrt, noch mehr, ihr des Lebens
Zöglinge, helfet mir an, sagt, wo ist zu finden das Richtscheit,
Das absondere scharf, auf das Haar, das Falsche vom Wahren!
"Wie es von innen gebeut der Natur hochheilges Machtwort,
"Übe das Recht, ja blieb auch die That verborgen von allen,
[...]
Also tönet, ich kenne die Stimme, deds göttlichen Platon
Herrlicher Ruf, so tönen ihm nach die Hallen Stoa,
Strenge verammend die Lust und die Krone nur reichend der Tugend.
Andere lächeln des Ernstes: der Mensch ist aus Sinnen gemischet
Und aus Vernunft: Verathe die beyden, mit Weisheit versteht sich,
Daß du nicht über dich selbst, dich zu hoch anstrebend, vermessest!
Gieb dem Vergnügen ihr Theil und der Lust! was den Sinnen gebührte,
Was der Vernunft, haushalterisch ordn' es und nütze das Leben,
Das hinfleucht wie ein Strom und zurück, ungenossen, nicht kehret
- Schulen geben mir Worte; lebendiger lehret das Leben,
"Ruft ein vielfacherfahrener Mann" auf das drängende merke! [...]
Frey und ehrlich geliebt, und so, wie geliebt, auch getrieben!
Besser als kritischer Imperatif und grübelndem Spitzsinn
Lehrt einfältiger Sinn und des Herzens feste Geradheit,
Wenn ihr euch diese bewahrt, euch bewahren das selige Kleinod.

(Karl Philipp Conz, 1762 – 1827,
deutscher Dichter, Schriftsteller und Gelehrter)

Stark gekürzt, findet man hier!

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04/23/2025, 17:44
t.me/diesprachedergoetter/1205
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191
Vom neuen Götzen
[...]
Meine Brüder, wollt ihr denn ersticken im Dunste ihrer Mäuler und Begierden! Lieber zerbrecht doch die Fenster und springt in’s Freie!
Geht doch dem schlechten Geruche aus dem Wege! Geht fort von der Götzendienerei der Überflüssigen!
Geht doch dem schlechten Geruche aus dem Wege! Geht fort von dem Dampfe dieser Menschenopfer!
Frei steht grossen Seelen auch jetzt noch die Erde. Leer sind noch viele Sitze für Einsame und Zweisame, um die der Geruch stiller Meere weht.
Frei steht noch grossen Seelen ein freies Leben. Wahrlich, wer wenig besitzt, wird um so weniger besessen: gelobt sei die kleine Armuth!
Dort, wo der Staat aufhört, da beginnt erst der Mensch, der nicht überflüssig ist: da beginnt das Lied des Nothwendigen, die einmalige und unersetzliche Weise.
Dort, wo der Staat aufhört,—so seht mir doch hin, meine Brüder! Seht ihr ihn nicht, den Regenbogen und die Brücken des Übermenschen?—
Also sprach Zarathustra.

(Friedrich Nietzsche, 1844 –1900,
aus "Also sprach Zarathustra –
Ein Buch für Alle und Keinen“ )

*******

Alle Beiträge zur Moral auf einen Blick:

Verdeutschung Eduard Engel 1
Was uns die Wörterbücher erzählen
Verdeutschung Joachim Heinrich Campe 1
Verdeutschung Joachim Heinrich Campe 2
Verdeutschung Joachim Heinrich Campe 3
Verdeutschung Joachim Heinrich Campe 4
Verdeutschung Joachim Heinrich Campe 5
Verdeutschung Joachim Heinrich Campe 6
Verdeutschung Joachim Heinrich Campe 7
Moral, Sittlichkeit, Sitte
Moral? Die uns vertraute Weise

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04/23/2025, 15:44
t.me/diesprachedergoetter/1204
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223
📜 Die Wörterbücher verraten es längst:

Campe sieht in moralisch nichts anderes als ein Abbild des:

„sittlich guten oder bösen Verhaltens“, eine Sichtweise, die schon damals künstlich, ja sogar fragwürdig wirkte. Moral wurde durch „Pflichtenlehre“ ersetzt.
Ein Wort, das den Zeigefinger gleich mitliefert.

Eduard Engel bezeichnet Moral schlicht als:

„Sittlichkeit, Tugend, Sittengesetz; Pflichtgesetz; Pflichtbewußtsein; Rechtsgefühl.“

Doch dieses Pflichtbewußtsein ist nicht angeboren, es ist anerzogen, auferlegt, eingeimpft.

Für freie Geister ist dies ein schmerzhafter Irrweg. Denn wie Nietzsche in „Der Antichrist“ sagt:

„Unterschätzen wir dies nicht: wir selbst, wir freien Geister, sind bereits eine »Umwerthung aller Werthe«, eine leibhafte Kriegs- und Siegs-Erklärung an alle alten Begriffe von »wahr« und »unwahr«."

🎭 Moral ist eine Bühne für Schauspieler
Moral funktioniert nicht ohne Zuschauer. Sie verlangt Bekenntnis, sie fordert ein öffentliches Spiel. Moral will Beurteilung, Rechtfertigung, Anpassung. Sie ist ein gesellschaftlicher Vertrag, geschlossen zwischen Angst und Unterordnung.

Dabei wird die Moral oft mit Ethik verwechselt ein schwerwiegender Fehler.

⚡️Ethik stammt vom griechischen ethos (Athos?), welches nicht nur Brauch oder Sitte, sondern auch Charakter bedeutet. Sie ist keine äußere Vorschrift, sondern ein innerer Maßstab und zeugt von der Achtung vor dem Leben.
⚡️Werte sind die innerliche Richtlinien, die dem Handeln vorausgehen.
⚡️Tugenden schließlich sind die gelebten Werte – Mut, Gerechtigkeit, Wahrhaftigkeit, Liebe.

🔥Moral hingegen ist ein Urteil. Ein Gesetz, welches sich nicht mit dem Herzen abgleicht, sondern mit der äußeren Ordnung. Ein Werkzeug ohne Gewissen, ein Richter der gerufen wird wenn die innere Trautheit fehlt.

Wie Nietzsche in "Genealogie der Moral, Zweite Abhandlung" schreibt:

„Das, was durch die Strafe im Großen erreicht werden kann, bei Mensch und Tier, ist die Vermehrung der Furcht, die Verschärfung der Klugheit, die Bemeisterung der Begierden: Damit zähmt die Strafe den Menschen, aber sie macht ihn nicht „besser“, — man dürfte mit mehr Recht noch das Gegenteil behaupten."

Und wenn wir fragen, was uns heute fehlt, dann ist es nicht nur Moral, sondern Mut und unsere uns ursprüngliche Lebensweise. Mut zur Wahrheit, Mut zur Eigenverantwortung, Mut zur gelebten Freiheit und dies alles in unserer Weise.

Die Moral ist der Schatten, den das Licht des freien Geistes endgültig vertreibt.
Denn wer sich seiner inneren Werte gewahr ist, braucht keine fremde Moral.

🎯 Verdichtet:

Moral ist nicht Sitte.
Sittlichkeit ist mittlerweile der moralische Deckmantel der Macht.

Die Sitte – oder vielleicht die alte Weise –
das Natürliche, das Gewachsene –
hat die Kraft uns zu verbinden und kann das Gegenstück zur fremden Moral sein.

Es sind die Sitte, die Weise und der Mut, die wir verloren haben.
Die uns vertraute Weise.
Ein uraltes Wort.
(wīsa, ahd., nhd. Weise, Maß, Brauch, Sitte, Handlungsweise, Melodie, Art und Weise)

Diese Weise zu leben
ist ein Schritt, ein Schritt
der uns zurückführt zu uns selbst.

Zu Teil 1 v
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04/23/2025, 12:15
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207
🧨 Die Moral – Eine Abrechnung

Moral ist ein Fremdwort, welches sich tief in unsere Sprache und unser Denken eingenistet hat. Wir eiern um dieses für uns unklare Wort herum. Es ist Zeit, Licht ins Dunkel zu bringen und die Dinge beim wirklichen Namen zu nennen.

Ins Deutsche übersetzt ist die Moral die Sittenlehre, was viele Wörterbücher bestätigen. Allerdings hat das Ganze einen gewaltigen Haken, denn es ist unvollständig.
Vor allem ist der Gebrauch des Wortes Moral in der Bedeutung der Sittenlehre ein glatter Mißbrauch durch Religion und Staat.

Kurzum, es ist wie Adelung es in seinem Wörterbuch schreibt:

„Die Lehre von der Einrichtung des Verhaltens des Menschen.“

Ein Wort also, welches uns sagt, was wir zu tun und zu lassen haben. Doch Moral hat, in der unmittelbar uns umgebenden Wirklichkeit, nichts mit echter Sitte, mit gelebtem Brauch, mit gewachsener Gewohnheit und dem Willen des Einzelnen zu tun, welchen Sinn dieses fragwürdige Wort eigentlich tragen sollte.

Moral ist ein Korsett der Autorität.

Um es nochmal überspitzt auszudrücken:

Moral ist nicht tugendhaft, sondern die Tugend in Haft.

Ein Werkzeug der Herrschenden, ganz wie Nietzsche es in „Morgenröte“ beschreibt:

„Das Gewissen, der gute Ruf, die Hölle, unter Umständen selbst die Polizei erlaubten und erlauben keine Unbefangenheit; in Gegenwart der Moral soll eben, wie angesichts jeder Autorität, nicht gedacht, noch weniger geredet werden: hier wird – gehorcht!“

Seit die Welt besteht, war noch keine Autorität willens, sich zum Gegenstand der Kritik machen zu lassen. Die Moral zu kritisieren das galt und gilt als unmoralisch.

Der Mensch an sich ist treuherzig, gutgläubig, ein sanftes und reines Wesen. Er glaubt, wenn er nach der vorgegebenen Moral handelt und dafür in Ruhe gelassen wird, tue er etwas Gutes.

Sei es in den Jahren 2020–2022, als es als unmoralisch galt, sich nicht freiwillig den „Schnutenpulli“ übers Gesicht zu ziehen, die Alten nicht vereinsamt vegetieren und verrotten zu lassen, oder in jenen dunklen Zeiten, als man Menschen, die außerhalb der kirchlich gesetzten Moral standen, kurzerhand verbrannte.

Das Wort Moral kommt, wenn man es genau betrachtet, wohl aus der Hölle. Es ist ein Mittel zur Versklavung des Geistes. Festgeschrieben in Regelbüchern, "Paragraphen" und Glaubenssätzen. Gesetze, die man zum „Allgemeinwohl“ befolgen soll, einem Allgemeinwohl, das stets über dem Wohl des Einzelnen steht. Der Sozialismus lässt grüßen.

Und wieder Nietzsche, klar und unmißverständlich in „Morgenröte“:

„Gegen die Definitionen der moralischen Ziele. – Man hört allerwärts jetzt das Ziel der Moral ungefähr so bestimmt: es sei die Erhaltung und Förderung der Menschheit; aber das heißt eine Formel haben wollen, und weiter nichts. Erhaltung, worin? muß man sofort dagegen fragen, Förderung, wohin? Ist nicht gerade das Wesentliche, die Antwort auf dieses Worin? und Wohin? in der Formel ausgelassen? Was läßt sich also mit ihr für die Pflichtenlehre festsetzen, was nicht schon, stillschweigend und gedankenlos, jetzt als festgesetzt gilt!“

Einmal mehr zeigt sich: Die Moral lebt von ihrer Unklarheit. Ihr Anspruch ist allumfassend, doch ihre Wurzel ist brüchig.

In der „Genealogie der Moral“ schreibt Nietzsche:

„Ein Thier heranzüchten, das versprechen darf – ist das nicht gerade jene paradoxe Aufgabe selbst, welche sich die Natur in Hinsicht auf den Menschen gestellt hat? Ist das nicht das eigentliche Problem vom Menschen?“

Was Nietzsche aufdeckt, ist das, was heute unter dem Deckmantel der Moral unsere Gesellschaft durchdringt: Unterordnung, Zähmung, Überwachung. Und nicht das Erblühen der Freiheit des Einzelnen.

Zu Teil 2 von
2

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04/23/2025, 12:11
t.me/diesprachedergoetter/1202
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Ihr Lieben 💞

für alle neu Hinzugekommenen:

Ich habe mich mit dem Wort Moral befaßt. Heute komme ich zu meinem Rückschluß und es wird viele Buchstaben🫣dazu geben.
Die vorherigen Beiträge dazu, werde ich noch in einem gesonderten Beitrag zusammenführen.

Danke für Eure Geduld 🙏
04/23/2025, 11:56
t.me/diesprachedergoetter/1201
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230
Nachforschung zum Wort Moral und weiteren

Bild aus:
"Wörterbuch zur Erklärung und Verdeutschung der unserer Sprache aufgedrungenen fremden Ausdrücke" aus dem Jahr 1813,
von Joachim Heinrich Campe, 1746 - 1818

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04/23/2025, 11:44
t.me/diesprachedergoetter/1200
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Nachforschung zum Wort Moral und weiteren

Bild aus:
"Wörterbuch zur Erklärung und Verdeutschung der unserer Sprache aufgedrungenen fremden Ausdrücke" aus dem Jahr 1813,
von Joachim Heinrich Campe, 1746 - 1818

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04/23/2025, 11:22
t.me/diesprachedergoetter/1199
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04/23/2025, 10:11
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391
Heimliches Hoffen

Welch ein Funkeln an den Wänden!
Fürstin Sonne wirft ihr Gold
Mir herein mit vollen Händen
Als dem Günstling, dem sie hold.

Was der Unmut schuf im Zimmer,
Was im Herzen sich bekriegt,
Hält nicht stand vor all dem Schimmer,
Der auf Wald und Fluren liegt.

Mein umflortes Aug' zu necken,
Prahlt sich rings mit grüner Schrift
Meister Lenz an allen Hecken
Auf der schneebefreiten Trift.

Und auch mich hat es getroffen,
Herz, erlieg' dem süßen Los:
Was du schufst, mein heimlich Hoffen,
Frühlingssonne, zieh' es groß!

(Angelika von Hörmann,
28.04.1843 - 23.02.1921,
bedeutendste Tiroler Dichterin ihrer Zeit)

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04/22/2025, 17:44
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196
Liebe Leser,

hier noch einmal die direkte Weiterleitung (Link 😉) zu den Textstellen der Seiten 35 und 36, von der dritten Lobrede aus dem Buch von Justus Georg Schottelius "Ausführliche Arbeit Von der Teutschen Hauptsprache" aus dem Jahr 1663, 1. Teil.
Ich habe die Ausgaben Teil 1 und Teil 2 vom Max Niemeyer Verlag Tübingen 1967.

Eine Erläuterung unter anderem dafür, warum ich Lust auf Deutsch habe und sie für die Sprache der Götter halte. 😎

Viel Freude beim deutsch sein an einem sonnigen Sonntag �

Schottelius Seite 35 Tei
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Schottelius Seite 35 Tei
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Schottelius Seite 36 Tei
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Schottelius Seite 36 Tei
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Schottelius Seite 36 Tei
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@diesprachedergoet
ter
04/22/2025, 15:46
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240
Laut gedacht:

Nach mehrmaligem lesen des Satzes von Schottelius:

...Gott Tuit oder Teut/ und dessen Sohn Mann...
Sind also nemlich Teut und Mann die rechten Wurzelen der Wörter Teutsch und Mensch.

bekomme ich die folgende Frage nicht mehr aus dem Kopf:

Wenn "Teut" Gott ist, der "Mann" ist Gottes Sohn und gleichzusetzen mit "Mensch", dann bekommt doch die Trennung (Spaltung) von Mensch und Person eine noch ganz andere Bedeutung. Sind wir durch die Erschaffung von Personen nicht von unserer ursprünglichen Kraft als Mensch, als Gottes Sohn entwurzelt worden? Ist dies vielleicht der tiefere Hintergrund der Mensch, Person Geschichte?
04/22/2025, 15:46
t.me/diesprachedergoetter/1196
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3.0 k
Warum ich die deutsche Sprache als "Die Sprache der Götter" bezeichne und weitere Hinweise findet man beim stöbern.
👇
04/22/2025, 15:44
t.me/diesprachedergoetter/1194
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462
Unsere Wünsche sind Vorgefühle
der Fähigkeiten, die in uns liegen,
Vorboten desjenigen, was wir
zu leisten imstande sein werden.
Was wir können und möchten,
stellt sich unserer Einbildungskraft
außer uns und in der Zukunft dar;
wir fühlen eine Sehnsucht nach dem,
was wir schon im stillen besitzen.
So verwandelt ein leidenschaftliches Vorausergreifen das wahrhaft Mögliche in ein erträumtes Wirkliches.

(Johann Wolfgang von Goethe, 1749 - 1832)

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04/22/2025, 12:11
t.me/diesprachedergoetter/1193
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233
04/22/2025, 10:11
t.me/diesprachedergoetter/1192
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307
Galdramaður, steht im Färöischen für Zauberer.

Wie ich finde ein fesselnder Bezug:

galan* 1, ahd., st. V. (6): nhd. singen, beschwören, bezaubern, Zaubergesänge singen;
galāri* 1, ahd., st. M. (ja): nhd. „Singer“, Zauberer;
(Quelle: Köbler und Seebold 8.Jhd.)

Demgegenüber findet sich im Etymologischen Wörterbuch des Deutschen zur Herkunft des Wortes Galan Folgendes:

Galan m. ‘Liebhaber, Verehrer’. Mitte des 16. Jhs. wird, zunächst in der höfischen Sphäre, span. galán ‘eleganter, zuvorkommender Mann, Liebhaber’, Substantivierung des Adjektivs span. galán, dann auch galano ‘stattlich, gutaussehend, geschmackvoll gekleidet, wohlerzogen’, ins Dt. übernommen, wo es anfangs den ‘elegant gekleideten Höfling’ (im Anschluß an ebenfalls aus dem Span. stammendes Gala, s. d.), seit der 1. Hälfte des 17. Jhs. den ‘vornehm auftretenden, über feine Lebensart verfügenden Liebhaber’ bezeichnet. Span. galán Adj. ist Entlehnung von mfrz. galant ‘lebhaft, munter, tüchtig’, Part. Präs. von afrz. mfrz. galer ‘sich vergnügen, ein lustiges Leben führen’
Quelle

Ich stelle also mal in den Raum:

👉 Eine Entlehnung ab dem 17. Jahrhundert aus dem Französischen und Spanischen –
wobei es das Wort bereits in ganz anderer Bedeutung im Deutschen gab.

So ist aus dem althochdeutschen Wort für "zaubern", "besingen", "beschwören" und "Zauberer" ein "Liebhaber", "Verehrer" oder "elegant gekleideter Höfling" geworden.
Eine Entlehnung der Entlehnung? 🤔😉
04/21/2025, 19:35
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334
Trøllabundin
(Färöisch)

Trøllabundin eri eg, eri eg
Verzaubert bin ich, bin ich
Galdramaður festi meg, festi meg
Ein Zauberer fesselte mich, fesselte mich
Trøllabundin djúpt í míni sál, í míni sál
Verzaubert tief in meiner Seele, in meiner Seele
Í hjartanum logar brennandi bál, brennandi bál
In meinem Herzen lodert ein brennendes Feuer, brennendes Feuer​

Trøllabundin eri eg, eri eg
Verzaubert bin ich, bin ich
Galdramaður festi meg, festi meg
Ein Zauberer fesselte mich, fesselte mich
Trøllabundin inn í hjartarót, í hjartarót
Verzaubert bis in die Wurzel des Herzens, in die Wurzel des Herzens
Eyga mítt festist har ið galdramaður stóð
Mein Auge haftet dort, wo der Zauberer stand
04/21/2025, 19:33
t.me/diesprachedergoetter/1189
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262
04/21/2025, 19:33
t.me/diesprachedergoetter/1188
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272
Eivør Pálsdóttir: Trøllabundin
Quelle
04/21/2025, 19:33
t.me/diesprachedergoetter/1187
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265
Dieses Lied spiegelt für mich die tiefe Verbindung zu den Naturgeistern wider.
Zu jenem Zauber, der im Aufbruch des Lenzes liegt.
Ein uralter Ruf, der uns berührt, uns bindet und bewegt, so wie die Natur selbst:
mal leise und zart,
mal wild und aufrüttelnd.
Wandel, der nicht nur im Außen geschieht, sondern auch in uns.
👇
04/21/2025, 19:33
t.me/diesprachedergoetter/1186
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254
Zum Ende der Ostara Feiertage hier die gesammelten Osterbräuche von der lieben Kerstin in der Plauderecke eingestellt, Danke 🙏.
Zum vormerken für das kommende Jahr:

Ja, bald haben wir sie verlernt, die netten Verse vom Schmackostern, „Sommer, Sommer, Sommer, ich bin a kleener Pummer", sangen wir in Mittelschlesien und „Der Herr ist schien, die Frau ist wi a Engel" ergänzten die Größeren hinter uns. Dann gab es Brezeln, Ostereier oder Häschen.
In Oberschlesien war das Osterspritzen ein alter Brauch, der viel Wasser kostete. Am 1. Feiertag „betratschten" die Frauen ihre Männer nach Herzenslust, während am folgenden Tage die Männer mit dem gleichen nassen Element Revanche nahmen. Eine nasse, aber herzerquickende Angelegenheit, bei der viel und ausgelassen gelacht werden konnte!
Was wäre zum Schluss noch zu erwähnen.
O, pardon, bald hätten wir ihn vergessen, den Osterschinken, den man in Oberschlesien manchmal sogar den Süßigkeiten vorzog.
Denken wir auch dieses Jahr ein wenig an unsere alten Bräuche, damit wir sie nicht vergessen, wir brauchen sie noch.

Osterbräuche in den Sudeten

Im Sudetenraum waren nach den Landschaftsgebieten die Osterbräuche verschieden. Dennoch gab es einige, die sich im ganzen Siedlungsraum wiederholten und Allgemeingut der Volksgruppe waren. Mancher Brauch war auch über die Grenzen im ganzen deutschen Ostraum bekannt.
Begnügen wir uns heute mit der Aufzählung der vielen Bräuche.
Das „Maisingen", am 3. Sonntag vor Ostern war den Mädchen vorbehalten. Sie bedienten sich hierbei eines einreihigen nadelgrünen Tannenwipfels, die Astenden hochgebunden und mit bunten Papierblumen und Bändern geschmückt. Dieses Bäumchen wurde zwischen den Handflächen in drehende Bewegung gesetzt, wobei die „Mälledlan“ = Mailieder gesungen wurden.
Das „Schmackostern", am Ostermontag, ursächlichste Angelegenheit des männlichen Geschlechtes, symbolisierte durch das Rutenpeitschen bei dem weiblichen Geschlecht das Austreiben der Krankheiten.
Erwähnt sei noch das „Karfreitag-Scharren", das „Osterschießen", das „Kreuzelstecken" und das „Saatreiten".

Ostern in Ostpreußen

Einige Wochen vor Ostern wurden Birkenreiser in Wasser gestellt, damit sie recht bald Blätter bekommen, um zu Ostern als Schmackosterruten zu dienen. Wenige Tage vor Ostern zogen Kinder und auch Erwachsene von Hof zu Hof um Eier zu sammeln, die dann abgekocht und gefärbt wurden.
Früh am Ostersonntag fand dann das Schmackostern mit den Osterruten statt. Es wurde dabei tüchtig auf die Bettdecke bzw. auf die Beine geklopft und gerufen:
„Ostern, Schmackostern, fief Eier; stöck Speck, on noch e stöck Floade, eher goeh eck nich weg!"
So geweckt in aller Frühe, gings dann in die Scheune, um durch die Ritzen oder Astlöcher der Bretter bei Aufgang der Sonne das Osterlamm tanzen zu sehen. Anschließend wurden die Gärten nach den Nestern des Osterhasen abgesucht, wo man den Osterhasen und Ostereier fand. Die Marjellchen holten sich aus den Gräben, Bächen, Seen oder Flüssen Osterwasser; sich damit zu waschen, sollte Schönheit bringen. Eine Osterschaukel in den Scheunen, deren Fächer zum Teil leer waren, durfte nie fehlen.

Auch in Danzig gab es „Schmack-Ostern".

Eine alte Sitte war auch das „Osterwassersuchen", welches besonders von der Jugend aufrechterhalten wurde. Am Ostermorgen um 4 Uhr mussten die Jugendlichen mit leerem Magen und ohne zu sprechen so lange gehen, bis eine Quelle gefunden wurde. Besonderer Beliebtheit erfreuten sich die „Gründonnerstag-Kringel", welche die Vorboten des nahenden Osterfestes waren.

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04/21/2025, 18:45
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Lenz

Blätterrausch,
Duftender Maien,
Erdenrausch,
Wandern zu zweien!
Singen und Sehnen
In Stube und Wald,
Kindliches Wähnen
Und stille Gewalt,
Hoffen und Bangen
Und Jubeln und Zagen,
Glühende Wangen
Und zitterndes Wagen,
Fliehen und Suchen und Küsse ergattern –
Hörst du die Finken im Fliederbusch flattern?

(Jakob Bosshart, 1862 - 1924,
Schweizer Schriftsteller und Philologe)

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04/21/2025, 15:44
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Liebe Deutschschlingel 😁

nach noch nicht einmal neun Monaten hier über 1000 Leser begrüßen zu dürfen, ist weit mehr, als ich mir je erträumt hätte.

Meine Gedanken zu diesem Sprachrohr trug ich tatsächlich mehr als zwei Jahre in meinem Kopf spazieren 🫣.
Unglaublich, daß daraus nun dieser lebendige Ort geworden ist.
Möge das eine Ermutigung sein:
Wenn wir für etwas brennen, dann lohnt es sich, zu beginnen, es braucht nur den ersten Schritt.

Ich bin noch lange nicht da, wo ich hinmöchte. Wer genau hinschaut, sieht, daß Instagram, Facebook und meine Heimseite noch im Dornröschenschlaf liegen. Doch wie sagt man so schön:
Am Ball bleiben, ein Schritt nach dem anderen.

Ich bin zutiefst dankbar für Euer Hiersein! 🙏
Danke an alle, die mich von Anfang an begleiten. Tägliches Grüßen, eigene Verse und Gedanken in der Plauderecke, erfüllen mich mit Freude und tiefer Verbundenheit.

Danke an jene, die an mich geglaubt und mich durch das Teilen meiner Beiträge unterstützt haben. 🙏
Und vor allem:
Danke an Euch – die über 1000, die diesen Weg mit mir gehen.
Ihr gebt mir Mut und Kraft die Reise fortzusetzen.

Ich bin mir sicher:
Wir können die Welt verändern, indem wir uns selbst verändern.
Sprechen wir Deutsch!
Achten wir auf jedes Wort und unterstützen uns mit Würde gegenseitig.

Meine Überzeugung ist:
Die Sprache der Götter, die Teutsche Sprache ist der Schlüssel zur Freiheit 🗝.
Wenn wir sie in ihrer Tiefe und Klarheit neu entdecken, erinnern wir uns daran, wer wir wirklich sind.

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04/21/2025, 12:11
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336
An …

Wie süß du meiner Seele bist,
Ich weiß es nicht zu sagen!
Was still in meinem Innern sprießt,
Will nicht an's Licht sich wagen.
Vom Lenze, der in meiner Brust
Geweckt ein neues Leben,
Vermag ich, wollend und bewußt,
Den Schleier nicht zu heben.

Es sei! Wozu versucht ich auch
Ihn absichtsvoll zu lüften?
Du merkst den warmen Frühlingshauch
An seinen linden Düften.
In meinen feuchten Augen siehst
Du Licht des Morgens tagen –
Wie süß du meiner Seele bist
Brauch' ich dir nicht zu sagen!

(Betty Paoli, 1814 - 1894,
Barbara Elisabeth Glück, österreichische Lyrikerin, Essayistin, Novellistin und Übersetzerin)

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04/20/2025, 17:44
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215
Wir sündigen,
wenn wir dem Gesetze nicht folgen,
das uns regiert,
wenn wir der Liebe nicht folgen.
Sie ist das allgewaltige Band,
das alle Geschlechter der erdgeborenen Menschen vom Anfang bis zum Ende zusammengehalten hat und halten wird,
die allmächtige Sonne,
vor deren holdem Strahl es wieder lenzen muß auch in dem dunkelsten, trübsten Herzen.

(Friedrich Spielhagen, 1829 - 1911,
deutscher Gymnasiallehrer, Redakteur und Schriftsteller der Gründerzeit)

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04/20/2025, 15:44
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Osterspaziergang

Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
Durch des Frühlings holden, belebenden Blick;
Im Tale grünet Hoffnungsglück;
Der alte Winter, in seiner Schwäche,
Zog sich in rauhe Berge zurück.
Von dorther sendet er, fliehend, nur
Ohnmächtige Schauer kornigen Eises
In Streifen über die grünende Flur;
Aber die Sonne duldet kein Weißes,
Überall regt sich Bildung und Streben,
Alles will sie mit Farben beleben;
Doch an Blumen fehlt's im Revier
Sie nimmt geputzte Menschen dafür.
Kehre dich um, von diesen Höhen
Nach der Stadt zurückzusehen.
Aus dem hohlen finstern Tor
Dringt ein buntes Gewimmel hervor.
Jeder sonnt sich heute so gern.
Sie feiern die Auferstehung des Herrn,
Denn sie sind selber auferstanden,
Aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern,
Aus Handwerks- und Gewerbesbanden,
Aus dem Druck von Giebeln und Dächern,
Aus der Straßen quetschender Enge,
Aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht
Sind sie alle ans Licht gebracht.
Sieh nur, sieh! wie behend sich die Menge
Durch die Gärten und Felder zerschlägt,
Wie der Fluß, in Breit und Länge
So manchen lustigen Nachen bewegt,
Und bis zum Sinken überladen
Entfernt sich dieser letzte Kahn.
Selbst von des Berges fernen Pfaden
Blinken uns farbige Kleider an.
Ich höre schon des Dorfs Getümmel,
Hier ist des Volkes wahrer Himmel,
Zufrieden jauchzet groß und klein:
Hier bin ich Mensch, hier darf ich's sein!

(Johann Wolfgang von Goethe, 1749 - 1832;
aus Faust,
"Der Tragödie erster Teil", 1808,
vor dem Tor, Faust zu Wagner)

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04/20/2025, 12:11
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04/20/2025, 10:44
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362
Frühling

Was rauschet, was rieselt, was rinnet so schnell?
Was blitzt in der Sonne? Was schimmert so hell?
Und als ich so fragte, da murmelt der Bach:
"Der Frühling, der Frühling, der Frühling ist wach!"

Was knospet, was keimet, was duftet so lind?
Was grünet so fröhlich? Was flüstert im Wind?
Und als ich so fragte, da rauscht es im Hain:
"Der Frühling, der Frühling, der Frühling zieht ein!"

Was klingelt, was klaget, was flötet so klar?
Was jauchzet, was jubelt so wunderbar?
Und als ich so fragte, die Nachtigall schlug:
"Der Frühling, der Frühling!" – da wußt' ich genug!

(Heinrich Seidel, 1842 - 1906,
deutscher Ingenieur,
ab 1880 lebte er als freier Schriftsteller in Berlin)
04/19/2025, 17:44
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220
🌿Ostern, Ostara –
die Zeit des Erblühens, der Beginn des Lebens🌿

Gründonnerstag 💚
Ein Zusammenfinden der Herzen.

Karfreitag 💦
Eine Zeit der Vorbereitung, der Reinigung auf Licht und Liebe, Raum schaffend für neues Leben.

Ostern 🌿
althochdeutsch Ostara, ist kein ursprüngliches Fest im Sinne der Kirche,
so wie es seit hunderten Jahren begangen wird,
so wie wir es als Kinder kennengelernt haben.

Ostara wurde bis zur Unkenntlichkeit verunglimpft,
doch der Erhalt des ursprünglichen Namens
ist ein Geschenk uns selbst zu finden.

Auffallend ist:
Der gesamte rote Faden dieses Festes dreht sich um Fruchtbarkeit, Wandlung, Wachstum.
Es geht um Liebe, Reinigung, Heilung,
und um etwas Neues, das ins Leben gerufen wird.
Ein Gleichnis mit den Vorgängen in der Natur –
dem Frühling.

Was die Wörterbücher sagen:
➤ ōstara, ahd., sw. F. (n):
→ nhd. Ostern, → engl. Easter
→ germ. austrō-, austrōn – Frühlingsgöttin◀
(Quelle: Köbler, Ahd. Wörterbuch)

Das etymologische Wörterbuch schreibt:
➤ Als Bezeichnung für ein heidnisches germanisches Fest ist das Wort bei Beda (in altenglischer Form) bezeugt, wobei er auf eine Göttin Eostre verweist.
Dieser Name kann Laut für Laut mit dem Namen der griechischen Göttin Eos und der römischen Aurora verglichen werden (auch Osten gehört dazu),
ist aber im Germanischen außerhalb der Beda-Stelle nirgends bezeugt.◀

Jakob Grimm schreibt in seiner „Deutschen Mythologie“:
➤ Den April benennen wir noch heute Ostermonat,
und schon bei Eginhart findet sich Ôstarmânoth.
Das heilige Fest der Christen, dessen Tag gewöhnlich in den April oder den Schluß des Merz fällt,
trägt in den frühesten althochdeutschen Sprachdenkmälern den Namen Ôstarâ.
Meist steht die Pluralform, weil zwei Ostertage (Ôstartagâ) gefeiert wurden.
Dieses Ôstarâ muß – gleich dem ags. Eástre –
ein höheres Wesen des Heidentums bezeichnet haben,
dessen Dienst so feste Wurzeln geschlagen hatte,
daß die Bekehrer den Namen duldeten
und auf eins der höchsten christlichen Jahresfeste anwandten.◀
➤ Grimm spricht von freudigen Osterfeuern,
vom Tanz der Sonne am Ostermorgen,
vom heiligen Wasser, das in der Früh geschöpft wird,
von weißen Jungfrauen, die in Höhlen oder auf Bergen erscheinen –
alles Bilder, die auf eine uralte Göttin hinweisen,
auf ein Fest des Lichts, der Fruchtbarkeit und des Neubeginns.

Erhard Landmann geht noch weiter:
➤ [...] Wenige Kilometer weiter liegt das Osterland,
das Land der Ostara, die (oder müssen wir sagen der?) weltweit als Astarte, Ishtar,
als Religionsbringer der »Sternenreligion« Zarathustra, bekannt wurde.
Und deren Name im englischen Wort für Stern, »star«, ebenso enthalten ist.
Dieser Name Ostara weist auf die Herkunft der Menschheit von den Sternen hin.
Wundert es uns da noch,
daß alle religiösen Begriffe mit ahd. Wörtern,
besonders mit altdeutschen Stammesnamen verwandt sind?
Hinter den »Göttern« aber verbergen sich wohl doch nur deutsche Männer und Frauen der damaligen Zeit – vor tausenden Jahren.◀
(aus Weltbilderschütterung)

Ein weiterer Gedanke:
die Asen – die Hasen – die Osterhasen

➤ Odin und seine beiden Brüder erschufen die Welt.
Ihr Vater Bur war ein Ase, dem mächtigsten Göttergeschlecht zugehörig,
sie werden in der nordischen Mythologie auch als Riesen bezeichnet.
Diese Asen waren, wie wir, dem Einfluß der Zeit unterworfen –
sie erlebten Kindheit und Jugend,
Erwachsensein und das Vergehenwerden.

➤ Vielleicht wurden in der christlichen Religion aus
den Asen die Hasen,
die Osterhasen,
deren Name durch ein einziges „h“ ins Lächerliche verzogen wurde.

➤ Das Ei – als Sinnbild der Fruchtbarkeit
und der Weltengeburt. 🥚

➤ So wie am Tage die Sonne im Osten aufgeht,
im Süden ihren höchsten Punkt erreicht,
im Westen wieder versinkt
und im Norden nie zu sehen ist –
so beginnt der neue Jahreskreis mit der aufgehenden Sonne im Osten.

Im Osten beginnt das Licht. ☀️
Mit Ostara beginnt das Leben.
Das Wissen ist schon immer da.

Wir können uns selbst finden,
in den alten Mythologien
und in den überlieferten Bräuchen
und erinnern, wer wir sind. 💖

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04/19/2025, 16:44
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Sonnenkraft

Und immer wieder sinkt der Winter
und immer wieder wird es Frühling
und immer immer wieder stehst du
und freust dich an dem ersten Grün
und wenn die kleinen Veilchen blühn,
und immer wieder ist es schön
und macht es jung und macht es froh,
und ob du's tausendmal gesehn:
wenn hoch in lauen blauen Lüften
die ersten Schwalben lustig zwitschern ...
immer wieder ... jedes Jahr ...
sag, ist das nicht wunderbar?!

Diese stille Kraft der Seele:
immer neu sich aufzuringen
aus dem Banne trüber Winter,
aus dem Schatten grauer Nächte,
aus der Tiefe in die Höhe ...
sag, ist das nicht wunderbar?!
diese stille Kraft der Seele,
immer wieder
sich zur Sonne zu befrein,
immer wieder stolz zu werden,
immer wieder froh zu sein.

(Cäsar Flaischlen, 1864 - 1920)

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04/19/2025, 12:11
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04/18/2025, 21:14
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Die Osterzeit ist eine Zeit der Wandlung,
manchmal braucht es Zeit,
bis der Schritt wieder leicht wird
und wir spüren,
welche Schuhe wirklich zu uns gehören.

Deshalb ganz stimmig hier eins
meiner Lieblingslieder von Eivør,
gesungen von der färöischen
Sängerin Eivør Pálsdóttir,
mit Übersetzung für Euch:

Røttu Skógvarnir – Die richtigen Schuhe
(möglichst wortgetreu
aus dem Färöischen übersetzt)

Es braucht oft seine Zeit,
den Takt in sich drinnen zu finden.
Einen Moment leicht auf Zehenspitzen,
doch bald kann es schwer werden, den Fuß zu heben.

Warte, warte auf mich,
ich bin nah.
Hab Geduld mit mir.
Es dauert oft lange,
die richtigen Schuhe zu finden, um darin zu gehen.

Den steilen Hang hinunter –
es fühlt sich an, als ob ich stillstehe.
Regenschauer und Hagelschlag –
manchmal liegt der Wind nicht so, wie er soll.

Warte, warte auf mich,
ich bin nah.
Hab Geduld mit mir.
Es dauert oft lange,
die richtigen Schuhe zu finden, um darin zu gehen.

Warte, warte auf mich,
ich bin so nah.
Hab Geduld mit mir.
Es dauert oft lange,
die richtigen Schuhe zu finden.

Warte, warte auf mich,
bald bin ich dort.
Hab Geduld mit mir.
Es dauert oft lange,
die richtigen Schuhe zu finden, um darin zu gehen.

Quelle Text
Quelle Lied
zum Lied

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04/18/2025, 21:14
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🌸Vom Eise befreit sind Strom und Bäche 🌸
freie Gedanken zur Karwoche, zum Karfreitag, zum Karsamstag.

Unsere Altvorderen ließen sich von der Schwingung der Natur leiten.
Sie kannten keine obere Einrichtung wie die Kirche,
die ihnen vorschrieb, was zu tun und zu lassen sei.

Aus dieser Sicht habe ich versucht, den Blick auf das Wort, die Vorsilbe Kar- zu richten.
Mir fiel auf, daß im Althochdeutschen sowohl Kar als auch Kara überliefert sind.
Ausgerechnet Kara gilt als Wurzel für Karfreitag,
im Sinne von Trauer, Klage, Buße.
Doch ist dies wirklich die ursprüngliche Bedeutung?

Der Brauch des Osterwassers kam mir in den Sinn:
Man schöpft es schweigend vor Sonnenaufgang aus einem fließenden Gewässer.
Es bringt Heilung und Kraft.
Doch was braucht es dafür?
Ein Gefäß.

Und genau hier liegt eine andere mögliche Deutung:
Denn Kar heißt im Althochdeutschen: Trinkgefäß, Schale, Trog, Behältnis, Kübel, Faß.
Ein Gegenstand, der etwas aufnimmt, der trägt.
Auch in mundartlichen Formen lebt dies weiter:
Im Tirolerischen bezeichnet Kahr einen Trog,
im chronologischen Wörterbuch des 8. Jahrhunderts von Seebold steht kar ganz einfach für Gefäß.

Könnte es also sein,
daß Karfreitag ursprünglich nicht im Sinne von Trauer (kara) zu deuten ist,
sondern als der Freitag,
im Sinne der Namensgeberin des Wochentages,
der Göttin Freya,
der Göttin der Fruchtbarkeit und des Frühlings, des Glücks und der Liebe
in Vorbereitung auf das, was kommt?

Auf den Karsamstag,
auf den Ostermorgen,
auf den Ostersonntag,
an welchem man sich auf die kommende Zeit der Fruchtbarkeit, der Liebe und des Wachstums einstimmt?

Kar ist etwas, das trägt.
Etwas, das aufnimmt,
daß leeren und loslassen kann,
um bereit zu werden für das, was neu fließt.

Kar trägt ebenso die Bedeutung eines Gebirgskessels in sich:
eine durch Gletschereinwirkung entstandene Mulde in Felswänden,
ein in der Natur vorkommendes Gefäß.

So wie die Gipfel nach dem Winter das Eis lösen,
so wie die Täler vom Schmelzwasser durchzogen werden,
so ist diese Zeit eine Zeit des Reinigens,
im Innen wie im Außen.
Manchmal ganz sanft,
manchmal wild und ungestüm.

Und vielleicht ist es auch eine Zeit des kommenden Lichts, so wie die Tage wieder länger werden.

Das Osterwasser wird in der Dunkelheit,
in der Stille aufgenommen,
das Licht kommt danach.

Das Licht wird leise empfangen,
nicht als blendender Schmerz,
sondern als sanfter Neubeginn.

Das Osterfeuer, überliefert in vielen Regionen,
bricht nicht mit Lärm hervor,
es öffnet den Tag,
wie eine Glut, die unter Asche gewartet hat.

Für mich ist Kar nicht Klage, nicht Trauer.
Es ist die Zeit der Vorbereitung auf etwas Neues,
des Aufblühens und Wachsens.

Vielleicht ist Kar
nicht Klage,
sondern das leere Gefäß,
welches den ersten Tropfen
des klaren Wassers und
den ersten Funken des Lichts
im neuen Jahreskreis empfängt.

Nicht Klage oder Buße,
sondern Raum für neues Leben.

(Quellen: Wörterbuch von Köbler, Adelungs Wörterbuch, Althochdeutsches Wörterbuch, etymologisches Wörterbuch, Chronologisches Wörterbuch des deutschen Wortschatzes und früherer Quellen von Elmar Seebold, 8. Jhd.,
meine Gedanken 😊 und Eure Eingebungen ��)

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04/18/2025, 20:33
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Osterwasser holen.
Man holt vor Sonnenaufgang fließendes Wasser und wäscht sich damit. Dann bleibt man gesund.
Das Wasserholen muss schweigend geschehen.

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04/18/2025, 17:57
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Osterwasser

Leise!
Kein Geräusch gemacht!
Heute ist die Osternacht!
Heilge Brunnen heimlich rinnen
und viel Zauber dich umspinnen.
Leise! Sprichst du nur ein Wort,
ist das stille Wunder fort.

© Swantje Swanhwit, 2001

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04/18/2025, 17:55
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Die Tulipane

Auf dem beraseten Burghof des ringsum bewaldeten Krainbergs hütete einst ein Schäfer und fand an einer sichern Stelle eine schöne Tulipane.
Das dünkte ihm wunderbar, solche Blume hier zu finden, pflückte sie ab und steckte sie auf seinen Hut.
Das hatte er kaum getan, so stand ein bildschönes, aber sehr blaßes Jungfräulein vor ihm da und winkte, mit ihm zu gehen; er bedachte sich auch nicht lange, sondern folgte, und die Gestalt führte ihn an das alte Schloß, wo eine Öffnung ins Gemäuer führte, die der Schäfer früher nicht gesehen hatte.
Es ging tief hinab in eine geräumige Halle, da stand Goldes genug umher, und das Fräulein gebot ihm, sich davon so viel zu nehmen, als er wolle und tragen könne.
Seine Taschen hatten aber alle Löcher, so daß wieder hindurchfiel, was er hineinsteckte; da nahm er seinen Hut und füllte den voll, darüber fiel die Blume herab, und es geschah, was stets erzählt wird, wo Ähnliches sich soll begeben haben, das Jungfräulein bat beweglich:
Vergiß das Beste nicht –
aber der Jäger achtete der Blume keinen Deut,
da er des Goldes so viel hatte;
als er jedoch wieder aus dem Kellergewölbe heraustrat,
schlug eine eiserne Türe, die er erst gar nicht gesehen hatte, hinter ihm mit Heftigkeit zu, und alle sein Gold verschwand.
Darüber ist er so heftig erschrocken, daß ihm eine große Schwachheit ankam, und nach drei Tagen ist er tot gewesen.
Selten erwähnt die örtliche Sage, wo sie der Wunderblume gedenkt, einer Tulipane, fast immer ist es eine gelbe Schlüsselblume, eine blaue Glockenblume oder eine weiße, auch purpurrote Lilie.

(Ludwig Bechstein: Deutsches Sagenbuch.
Meersburg und Leipzig 1930)

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04/18/2025, 12:11
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04/18/2025, 10:44
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Die Auserwählte 💚

Mädele, ruck, ruck, ruck an meine grüne Seite,
I hab du gar so gern, i kann di leide.
Mädele, ruck, ruck, ruck an meine grüne Seite,
I hab du gar so gern, i kann di leide.
Bist so lieb und gut,
Schön wie Milch und Blut,
Du mußt bei mir bleibe,
Mir die Zeit vertreibe!
Mädele, ruck, ruck, ruck an meine grüne Seite,
I hab du gar so gern, i kann di leide.

Mädele, guck, guck, guck in meine schwarze Auge,
Du kannst dei lieblichs Bild drinne schaue! …
Guck no recht drei nei,
Du mußt drinne sei;
Bist du drinne z' Haus,
Kommst au nimme raus.
Mädele, guck, guck, guck in meine schwarze Auge,
Du kannst dei lieblichs Bild drinne schaue! …

Mädele, du, du, du mußt mir den Trauring gebe,
Denn sonst liegt mir ja nichts mehr an mei'm Lebe. …
Wenn ich di net krieg
Gang i fort in Krieg,
Wenn i di net hab,
Ist mir d' Welt a Grab.
Mädele, du, du, du mußt mir den Trauring gebe,
Denn sonst liegt mir ja nichts mehr an mei'm Lebe. …

(Volkslied
1. Strophe ist ein Schwäbisches Volkslied von 1827,
2. und 3. Strophe wurden von Heinrich Wagner
für Friedrich Silcher geschrieben, der es vertont hat.)

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04/17/2025, 17:44
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Gründonnerstag,
vielleicht kein Tag der Farbe,
sondern ein Tag der Herzen 💚?

Der grüne Donnerstag in der Karwoche/ Charwoche, wird in Oberdeutschland auch der hohe Donnerstag, in Niedersachsen der gute Donnerstag genannt.

Die allgemein bekannte Herleitung aus dem 14. Jahrhundert, der Name leite sich von der Sitte ab, an diesem Tag nur grünes Gemüse und Heilkräuter zu essen, ist nicht ganz auszuschließen.

Allerdings ist die lateinische Lehnübersetzung „diēs viridium“ , „Tag der Grünen“ als Ursprung auszuschließen, da diese Deutung erst seit dem 17. Jahrhundert belegt ist. Sie beschreibt den Tag als jenen, an dem Sünden und Kirchenstrafen erlassen werden.

Nach Adelungs Wörterbuch findet sich eine weitere aufschlußreiche Deutung für das Wort grün im Sinn von günstig, gewogen.
Adelung ist der Ansicht, diese Bedeutung sollte beim Ursprung des Gründonnerstags mit in Betracht gezogen werden.
Er verbindet es mit der Redensart:

An jemandes grüner Seite sitzen.

Wobei damit meist die linke Seite gemeint ist, der Sitz des Herzens.
Diese Bedeutung ist stimmig zum "guten Donnerstag" und würde im Umkehrschluß bedeuten:

Der den Menschen, die einem am Herzen liegen, wohlgewogene Donnerstag.

Da Thor, der Namensgeber für den Donnerstag, nicht nur Donnergott, sondern auch Fruchtbarkeitsgott ist, und auch das Wort grün:
niedersächsisch grön, angelsächsisch grene, schwedisch grön, isländisch graen;
auf das alte gro (wachsen) zurückgeht, wie auch das englische to grow;
kann es kein Zufall sein, daß der Gründonnerstag in den Frühling fällt.
Es ist die Zeit des Wachsens, des Aufbruchs, der Wandlung schlechthin.

So fruchtbar und wachsend, wie die Natur im Grünen,
wie das Leben in den Tieren sich regt,
so kann auch die Liebe zwischen den Menschen wachsen.

Quellen:
Adelun
g , Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache

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04/17/2025, 15:44
t.me/diesprachedergoetter/1165
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Frühling

Nun ist er endlich kommen doch
in grünem Knospenschuh.
"Er kam, er kam ja immer noch",
die Bäume nicken sich′ s zu.

Sie konnten ihn all erwarten kaum,
nun treiben sie Schuß auf Schuß;
im Garten der alte Apfelbaum
er sträubt sich, aber er muß.

Wohl zögert auch das alte Herz
und atmet noch nicht frei,
es bangt und sorgt: "Es ist erst März,
und März ist noch nicht Mai."

O schüttle ab den schweren Traum
und die lange Winterruh′ ,
es wagt es der alte Apfelbaum,
Herze, wag′ s auch du!

(Theodor Fontane, 1819 – 1898)

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04/17/2025, 12:11
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276
Geduld – ein stiller Mut

Bevor ich mich für ein paar Tage der stillen Einkehr widme,
möchte ich diesen Rückklang mit Euch teilen:

„Was aus Liebe getan wird,
geschieht immer jenseits von Gut und Böse.“
(Friedrich Nietzsche, 1844 - 1900)

Der Rückschluß zum großen Wort Moral muß warten,
es braucht manchmal weniger Urteil und mehr Geduld.

Haben wir Geduld mit uns selbst, mit anderen, mit dem Werden der Dinge.
Vielleicht ist sie die leiseste Form von Mut.

„Geduld dringt durch, und sei's mit tausend Wunden,
Sie läßt sie heilen, denn sie trägt sie still.“

(aus: „Geduld“, unbekannter Verfasser, 1905)

In den kommenden Tagen werde ich
Ostern den Vorrang lassen –
ein Tanz zwischen Osterspaziergang und Ostara,
zwischen Licht und Wandlung,
zwischen Frühling und Erwachen.

Bleibt in Eurer Mitte –
und wo nicht:
begegnet Euch mit Geduld.

Treuherzigst, Amanda 🌸
04/16/2025, 18:22
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203
Geduld

Geduld ist nicht die tatenlose Stille,
Die kraftlos trägt, was sie nicht hindern kann,
Die dumpfe Schwäche, deren eigner Wille,
Nur schweigt, weil ihr zu mühevoll die Bahn;
Nicht jenes willenlose Sichergeben,
Weil Widerstand doch nichts erreichen mag;
Geduld ist nicht dies träge, müde Leben,
Dies Leiden nur der Last von Tag zu Tag.

Geduld ist eine Kraft, die überwindet,
Sie kennt den Weg, ihr ist das Ziel gewiß.
Geduld ist Mut, der seine Bahnen findet,
Ob oft in Dornen auch das Herz zerriß.

Sie faßt die Last, die Gott ihr aufgegeben,
Sie sinkt darunter nicht, sie hebt sie auf;
Entgegen tritt sie kühn und frisch dem Leben,
Wie sie begann, beendet sie den Lauf.

Geduld ist Frieden, der im Kampf nicht scheidet,
Geduld ist Freude, die im Leid nicht stirbt;
Geduld ist Mut, der nie ein Opfer meidet;
Geduld ist Jugend, die kein Herbst verdirbt;
Geduld ist unermüdlich, ohne Klage,
Sie hat sich ihren Weg nicht selbst gewählt.
Doch findet ihre Last sie alle Tage
Stark und gesund, bereitet und gestählt.

Geduld dringt durch, und sei's mit tausend Wunden,
Sie läßt sie heilen, denn sie trägt sie still,
Sie hat schon auf dem Weg ihr Ziel gefunden,
Weil sie nichts weiter will, als was Gott will.
Sie hört nicht auf, zu glauben und zu lieben,
Wenn alles schwindet, alles bricht und weicht;
Dann aber ruht sie aus, wenn sie dort drüben
All' ihrer Hoffnung ew'ges Pfand erreicht.

(Unbekannt
Quelle: Falke (Hg.),
Das Büchlein Immergrün.
Eine Auswahl deutscher Lyrik
für junge Mädchen, 1905.)

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04/16/2025, 17:44
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254
Wandlung

Willst du erschau'n, wie viel ein Herz kann tragen,
O blick' in mein's!
So reich an Wunden, vom Geschick geschlagen,
War wohl noch kein's.
Doch mitten in den wütendsten Orkanen
Erhob ich mich,
Und schritt dahin auf meinen fernen Bahnen –
Wie stark war ich!

Wie ward mir doch nun so mit einemmale
Die Kraft geraubt?
Es trotzte mutig dem Gewitterstrahle
Mein stolzes Haupt,
Doch als du zu mir sprachst mit leisem Grüßen:
"Ich liebe dich!"
Da sank ich still und weinend dir zu Füßen –
Wie schwach bin ich!

(Betty Paoli, 1814 - 1894;
Barbara Elisabeth Glück;
österreichische Lyrikerin,
Essayistin, Novellistin und Übersetzerin)

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04/16/2025, 12:44
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Lautes Denken von 𝕷𝖚𝖘𝖙 𝖆𝖚𝖋 𝕯𝖊𝖚𝖙𝖘𝖈𝖍,
zum Gedicht
O – ra
ison d'esclave
(O – Sklavenvernunft)
von Christian Morgenstern.

„Lügen, Lügen! gebt uns Lügen!“

Christian Morgenstern schrieb mir –
und vielleicht auch Euch –
bereits vor über hundert Jahren aus der Seele.

Ein Gedicht, welches ich gerade ganz dringend selbst brauche,
um nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren.
Um bei mir selbst zu bleiben.

Mit bißigem Witz und klarem Spott zeigt er das geistige Duckmäusertum auf.
(Ich erinnere an „Ein Volk von Kriechern“ von Gunnar Kaiser.)

Er beschreibt eine Menschheit,
die lieber nach Krücken, Brillen und Lügen ruft,
anstatt der Wahrheit ins Gesicht zu schauen.
Die sich vor dem eigenen Licht fürchtet
und vor der Verantwortung für das eigene Denken.

Im letzten Vers spricht er von „Baal“.
Wie Mephisto in Goethes Faust
ein Bild für Täuschung,
Verführung und falsche Sicherheit.
Ein treffender Spiegel!
Besonders für unsere Zeit.


Eine Frage, die sich jeder selbst stellen sollte:
Was opfern wir,
wenn wir nicht mehr selbst sehen,
denken und fühlen wollen?

(Eine kleine Randnotiz,
Ein weiterer Gedanke, den ich jetzt aber nicht ausweiten möchte:
Wer sich tiefer mit dem Begriff „Gruppennarzissmus“ auseinandersetzen möchte,
findet hier einen lesenswerten Vortrag von Erich Fromm.)

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04/15/2025, 19:44
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O – raison d'esclave
(O – Sklavenvernunft)

Krücken, Krücken! gebt uns Krücken!
Ach, wie geht die Menschheit lahm,
seit man, neu sie zu beglücken,
ihr die alten Stützen nahm.

Brillen, Brillen! gebt uns Brillen!   
grün und blau und gelb und rot!
Volles Licht ist für Pupillen
unsrer Art der sichre Tod.

Lügen, Lügen! gebt uns Lügen!
Ach, die Wahrheit ist so roh!
Wahrheit macht uns kein Vergnügen,
Lügen machen fett und froh!

Gängelbänder, Schaukelpferde,
Himmel, Hölle und Moral –
und dich selbst gib deiner Herde
neu zurück, o großer Baal!

(Christian Morgenstern, 1871 - 1914)

Lautes Denken von 𝕷𝖚𝖘𝖙 𝖆𝖚𝖋 𝕯𝖊𝖚𝖙𝖘𝖈𝖍

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04/15/2025, 19:44
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204
Am 13.4. begann die KA-Rune besonders intensiv zu wirken.

Die KA-Rune ist seit jeher die Rune des Könners, des Meisters und des Königs. Denn zu früheren Zeiten konnten nur diejenigen zum König gekrönt werden, die sich durch ihr Können und Wissen bewährt haben.

Gleichzeitig ist die KA-Rune auch die Rune der Ahnen. Die Kraft unserer Altvorderen stärkt uns tagtäglich, sie wirkt durch uns wie ein Generator. Wenn wir genau hinschauen und hinhören, können wir ihr Wissen und ihre Stärke für uns einsetzen und nutzen, um zur eigenen, inneren Meisterschaft zu gelangen.

Dafür kann es maßgeblich sein, in den Spiegel der Selbsterkenntnis zu schauen und absolut ehrlich mit sich selbst zu sein.

Was gibt es da alles zu entdecken und in das heutige Leben (wieder) zu integrieren?
Welche Gaben und Schätze sind zu bergen? Welches Können und welches Wissen liegt verschüttet und möchte wieder aktiviert werden?
Und welche Werte aus vergangenen Tagen bedürfen einer erneuten Betrachtung und Würdigung?

RunenRaunerin
04/15/2025, 15:44
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252
Sieh, Geliebte,
das dürfen wir selbst an uns als etwas Herrliches
empfinden.
Daß wir Menschen der Entwicklung sind und immer bleiben wollen. Wie oft glaubte ich schon am Ende und am Ziel zu sein –
aber da war auch Verzweiflung nie weit:
denn aller Glaube, am Ende, am Ziel zu sein, führt zuletzt zu Verzweiflung, und sei es auch der schönste Endgedanke.
Nur nie an ein Definitivum glauben, immer sich bewusst halten:
Die Welt ist unsagbar tief, ihrer Möglichkeiten ist kein Maaß.
Und darum:
gehen, gehen, immer gehen.
Es ist der Schritt, möchte ich sagen, der erobert.
Und wenn es mit zusammengebissenen Lippen und geschlossenen Augen geschehen muss –
nur immer gehen, gehen, gehen.

(Christian Morgenstern, 1871 – 1914;
aus "Briefe an Margareta";
23.1.1909, Nr. 1894, S. 18f)

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04/15/2025, 12:11
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04/15/2025, 10:11
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426
Heilesbotschaft

Es ging ein Heil von oben aus,
vom Paradies, vom Vaterhaus.
Die Engel trugen es zur Erde,
damit es uns zu eigen werde.
Doch bleibt dem menschlichen Verstand
die Gottesbotschaft unbekannt,
weil er das, was er denkt und dichtet,
nach außen, nicht nach innen richtet.
Er faßt in seiner Prosa nicht
des Himmels herrlichstes Gedicht.
Zum Herzen nur ist es gekommen
und wird von ihm allein vernommen.

(Karl May, 1842 - 1912)

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04/14/2025, 17:44
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Dilemma

Das glaube mir – so sagte er –
Die Welt ist mir zuwider,
Und wenn die Grübelei nicht wär,
So schöß ich mich darnieder.

Was aber wird nach diesem Knall
Sich späterhin begeben?
Warum ist mir mein Todesfall
So eklig wie mein Leben?

Mir wäre doch, potzsapperlot,
Der ganze Spaß verdorben,
Wenn man am Ende gar nicht tot,
Nachdem daß man gestorben.

(Wilhelm Busch, 1832 - 1908;
deutscher Zeichner, Maler und Schriftsteller)

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04/14/2025, 15:44
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372
👆Es erscheint unwichtig, doch es ist wesentlich:

Sieg
Erfolg nach einem Kampf, einem Wettstreit,
bewältigt, überwältigt, besiegt, gewinnt, überwinden, erfechten, Gewalt, Macht, Sieg, Gewalttat, Raub, besitzen, (zurück)halten, erobern, in Besitz nehmen

gewinnen
durch Arbeit und Bemühung erlangen, erwerben, anschaffen
erreichen;
durch Liebe, durch Güte, durch Dienstleistungen eines Herz gewinnen; nach dir kann nichts hinfort mein Herz gewinnen; jemandes Vertrauen, Huld, Gunst, Liebe gewinnen; das Volk durch seine Freygiebigkeit gewinnen, auf seine Seite bringen; sie muß durch Güte gewonnen werden, wenn ihr Schwur unkräftig werden soll

sich abarbeiten, wüten, rasen, streiten, erringen, erlangen, sich mühen, streben, dann wünschen, lieben, befriedigt sein, auch erarbeiten, Mühe haben, Erwerb, Vorteil, Nutzen

Gewinnen heißt, mit Mühe und Güte wachsen und erlangen.
Siegen heißt, mit Gewalt überwinden und nehmen.

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04/14/2025, 13:22
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101
Gewinner können viele andere Gewinner erschaffen – Sieger erschaffen nur Nutznießer und Verlierer.
04/14/2025, 13:22
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Ich bin der Welt abhanden gekommen

Ich bin der Welt abhanden gekommen,
Mit der ich sonst viele Zeit verdorben,
Sie hat so lange nichts von mir vernommen,
Sie mag wohl glauben, ich sei gestorben!

Es ist mir auch gar nichts daran gelegen,
Ob sie mich für gestorben hält,
Ich kann auch gar nichts sagen dagegen,
Denn wirklich bin ich gestorben der Welt.

Ich bin gestorben dem Weltgetümmel,
Und ruh' in einem stillen Gebiet!
Ich leb' allein in meinem Himmel,
In meinem Lieben, in meinem Lied!

(Friedrich Rückert, 1788 - 1866)

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04/14/2025, 12:11
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04/14/2025, 10:11
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261
Wenn der Mensch vor dem
Meere und auf Gebirgen und
vor Pyramiden und Ruinen
und vor dem Unglücke steht
und sich erhebt,
so strecket er die Arme nach
der großen Freundschaft aus. –
Und wenn ihn die Tonkunst und
der Mond und der Frühling und
die Freudentränen sanft bewegen,
so zergeht sein Herz,
und er will die Liebe. –
Und wer beide nie suchte,
ist tausendmal ärmer,
als wer beide verlor.

(Jean Paul 1763 - 1825,
Johann Paul Friedrich Richter,
deutscher Dichter, Publizist und Pädagoge)

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04/13/2025, 21:33
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317
Heimat I.

Nicht außen ist die Heimat. Nicht die Stelle
Ist Heimat schon, wo unsre Wiege stand!
Nein, wir erschaffen uns das Vaterland
Erst in der eignen Brust geheimster Zelle.

Erst das ist Heimat, was den Weg zur Schwelle
Des Herzens aus der Welt der Dinge fand,
Was unauflöslich sich mit uns verband,
Das Liebgewordne, das Erinnrungshelle…

Das läßt sich nicht wie Nam' und Wappen erben
Durch ein Geborenwerden; das gebiert
Sich selbst aus Leid und Lust, Glück und Verderben:

Ein Stück Natur, das ein Stück Seele wird –
Das ist die Heimat, die man nie verliert,
Und mag man in der fernsten Fremde sterben.

(A. de Nora, 1864 - 1936,
Anton Alfred Noder,
deutscher Arzt und Dichter)

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04/13/2025, 17:44
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131
Das Weidenkätzchen

Kätzchen ihr der Weide,
wie aus grauer Seide,
wie aus grauem Samt!
O ihr Silberkätzchen,
sagt mir doch, ihr Schätzchen,
sagt, woher ihr stammt.

Wollen's gern dir sagen:
Wir sind ausgeschlagen
aus dem Weidenbaum,
haben winterüber
drin geschlafen, Lieber,
in tieftiefem Traum.

In dem dürren Baume
in tieftiefem Traume
habt geschlafen ihr?
In dem Holz, dem harten
war, ihr weichen, zarten,
euer Nachtquartier?

Mußt dich recht besinnen:
Was da träumte drinnen,
waren wir noch nicht,
wie wir jetzt im Kleide
blühn von Samt und Seide
hell im Sonnenlicht.

Nur als wie Gedanken
lagen wir im schlanken
grauen Baumgeäst;
unsichtbare Geister,
die der Weltbaumeister
dort verweilen lässt.

Kätzchen ihr der Weide,
wie aus grauer Seide,
wie aus grauem Samt!
O ihr Silberkätzchen,
ja, nun weiß, ihr Schätzchen,
ich, woher ihr stammt.

(Christian Morgenstern, 1871 - 1914)

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04/13/2025, 15:44
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Viele von Euch kennen ihn,
Rainer Schulz hat jetzt seinen eigenen Raum in Telegram 😊
Danke liebe Caroline für den wertvollen Hinweis 🙏
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04/13/2025, 13:21
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172
Heimatwege

Wege, die ich oft gegangen,
angetrieben vom Verlangen
nur anzukommen irgendwo,
gelobtes Land im Nirgendwo

Warst mein Traum, mein Wegbegleiter
und mich trieb es immer weiter,
auf der Suche ohne Rast,
zu verweilen eine Last

Doch bin ich endlich aufgewacht
aus tiefem Schlaf nach langer Nacht,
der mich gehindert hat zu seh'n,
am Wegesrand die Wunder steh'n,
um mich zu lehren, zu begleiten,
den Weg des Herzens zu beschreiten.

Der Weg, den ich schon oft gegangen,
weckt endlich in mir das Verlangen,
mit offnen Augen zu beschreiten,
die Wunder, die mich stets begleiten,
erwarten mich am Wegesrand,
gelobtes Land, mein Heimatland.


© Steffen Krahl 2019
https://steffen-krahl.com
~~~~~~
04/13/2025, 12:11
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04/13/2025, 11:33
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04/13/2025, 11:33
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04/13/2025, 11:33
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182
Hier biete ich mit Brandmaltechnik gestaltete Ostereier-Anhänger aus Holz an - jedes ist ein Unikat.
Auf Wunsch könnte auch noch der Name o.ä. hinzugefügt werden.

Schreibt mir bei Interesse gerne eine Mail an runenraunerin@posteo.de oder hier per PN.

RunenRaunerin

Runen ᛡ Energie ᛡ Kunst und Handwerk
04/13/2025, 11:33
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205
Schaut mal im Lädchen der RunenRaunerin vorbei 🐣
👇
04/13/2025, 11:32
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04/13/2025, 10:11
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294
MONDNACHT

Weg in den Garten,
tief wie ein langes Getränke,
leise im weichen Gezweig
ein entgehender Schwung.
Oh und der Mond, der Mond,
fast blühen die Bänke
von seiner zögernden Näherung.

Stille, wie drängt sie.
Bist du jetzt oben erwacht?
Sternig und fühlend
steht dir das Fenster entgegen.
Hände der Winde verlegen
an dein nahes Gesicht
die entlegenste Nacht.

(Rainer Maria Rilke, 1875 - 1926)

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04/12/2025, 21:44
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Einem schönen Mädchen unter sein Bildnis

Wo sah ich das doch schon einmal?
Dies zart und liebliche Oval,
Die großen Augen tief und klar,
Dies bogenfeine Lippenpaar
Und diesen Strudel Lockenhaar?

Wo, wo? Und plötzlich seh ichs licht:
In Form und Farben ein Gedicht,
Das Botticellis teure Hand
Gedichtet auf die Leinewand.

Stand lange in Florenz davor,
Mich ganz in Schauens Lust verlor,
Andächtig zu der klaren Kraft,
Die uns in Schönheit Tröstung schafft.

Denn aller Schönheit höchste Huld
Ist Trost und Stille und Geduld.
Wer recht zu sehen weiß, der spürt
Sein Herz von Schwingen angerührt,
Die himmelher und heilig sind.

Ihr Wehen ist so lieb und lind
Wie Mutteratem über der Wiegen;
Du fühlst dich eingebettet liegen,
Liebeingefriedet wie ein Kind.

Dem Meister, der so hohes gab,
Legt Dankbarkeit den Kranz aufs Grab;
Der Schönheit, die ins Leben blüht,
Naht sich mit Wünschen das Gemüt:

Sei nicht bloß Schenkerin –:
Beschenkte auch!
Im eignen Innern wohne dir der Hauch,
Den Schönheit atmet: Friede sei dein Teil!
Du lieb Gesicht, halt deine Seele heil!

(Otto Julius Bierbaum, 1865 - 1910;
auch Martin Möbius, deutscher Lyriker,
Romanautor und Herausgeber der Zeitschrift "Pan"

Das Gedicht ist aus seinem Buch:
"Das Seidene Buch,
Eine lyrische Damenspende")

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04/12/2025, 17:44
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193
Das Gemälde, welches im Gedicht lobgepriesen wird, ist mein Lieblingsbild.
Ich spürte beim Lesen, daß er es mit gleichem tiefen, ehrfürchtigen Blick betrachtete, der mich ebenfalls ergriff, als ich davorstand.
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04/12/2025, 17:43
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227
In dieser Welt, von Übeln
krank, vom Blute rot,
tut Geist und Schönheit,
tut ein Flecklein Himmel not,
ein Glücklicher, der nichts
vom Pfuhl des Jammers weiß,
ein Edler, rein von Schuld,
ein Held, deß Helmbusch weiß.

(Carl Spitteler, 1845 - 1924)

Helmbusch

Bild 😊 in meinem Garten, 2024

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04/12/2025, 15:44
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229
Für Viele

Wieviel Schönheit ist auf Erden
unscheinbar verstreut;
möcht' ich immer mehr des inne werden;
wieviel Schönheit, die den Taglärm scheut,
in bescheidnen alt und jungen Herzen!
Ist es auch ein Duft von Blumen nur,
macht es holder doch der Erde Flur,
wie ein Lächeln unter vielen Schmerzen.

(Christian Morgenstern, 1871 - 1914)

Bild 😊 in meinem Garten, 2024

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04/12/2025, 12:11
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04/12/2025, 10:11
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323
Ein Kuß

Ein Kuß ist ohnegleichen
Der Liebe wahrstes Zeichen
Und zartester Genuß,
Ist Anfang, Mitt' und Ende,
Der Liebe Frühlingswende,
Der Bienen Veilchengruß.

Wer küßt, verheißt sein Leben
Dir auch so hinzugeben
Und Liebesüberfluß;
Ein Kuß vergilt die Leiden,
Und für die reinsten Freuden
Dankt man mit einem Kuß.

(Leopold Schefer, 1784 - 1862)

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04/11/2025, 18:56
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1.2 k
Die Alten

Wenn man jung ist und modern,
möchte man natürlich gern
alles neu und umgestalten,
doch, wer meckert dann? Die Alten!

Will dynamische Ideen
endlich man verwirklicht sehen,
zieh'n sich sorgenvolle Falten;
ja, so sind sie, unsere Alten!

Krieg und Elend, Hungersnot;
manchen Freundes frühen Tod;
doch sie haben durchgehalten,
ja, das haben sie, die Alten!

Was sie unter Müh' und Plagen
neu erbaut in ihren Tagen,
wollen sie jetzt gern erhalten:
Habt Verständnis für die Alten!

Bändigt Eure jungen Triebe,
zeigt den Alten Eure Liebe,
laßt Euch Zeit mit dem Entfalten,
kümmert Euch um Eure Alten!

Wozu jagen, warum hetzen?
Nach den ewigen Gesetzen
ist die Zeit nicht aufzuhalten.
Plötzlich seid Ihr dann die Alten!

Und in Euren alten Tagen
hört Ihr Eure Kinder klagen;
ach, es ist nicht auszuhalten,
immer meckern diese Alten!

Ja, des Lebens Karussell
dreht sich leider viel zu schnell;
drum sollten sie zusammenhalten,
all die Jungen und die Alten!

(Theodor Storm, 1817 - 1888)

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04/11/2025, 16:56
t.me/diesprachedergoetter/1128
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04/11/2025, 15:44
t.me/diesprachedergoetter/1127
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227
Hermann Hesse, in einer Lesung
aus dem Jahr 1949,
"Über das Alter"
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04/11/2025, 15:43
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251
Älterwerden

Sterne der Jugend, wohin
Seid ihr hinabgefallen?
Keinen mehr von euch allen
Seh im Gewölk ich ziehn.

Ihr meiner Jugend Genossen,
Ach wie früh mit der Welt
Habt ihr Frieden geschlossen!
Keiner, der zu mir hält!

Junge, die ihr uns Alten
Hohnlacht, wie habt ihr recht!
Denn auch ich selber – wie schlecht
Hab ich mir Treue gehalten!

Dennoch kämpfe ich weiter,
Steh entgegen der Welt.
Kann ich nicht siegen als Held,
Will ich doch fallen als Streiter.

(Hermann Hesse, 1877 - 1962)

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04/11/2025, 12:11
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04/11/2025, 10:11
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264
Die Fortsetzung zur Nachforschung des Wortes Moral wird in der kommenden Woche erfolgen.

Ich Danke Euch für Eure großartige Beteiligung, vor allem in der Plauderecke.
Die dortigen Erkenntnisse möchte ich in meinen Rückschluß gern mit einbeziehen.

Treuherzige Grüße
Amanda 💞
04/10/2025, 17:56
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262
Schafft neue moral, schafft neues gesetz

Schafft neue moral, schafft neues gesetz,
Erkürt die sonne zum obersten richter.
Was ihr durch absurditäten gehetzt,
Was jetzt noch von alten weibern geschätzt,
Das paßt nur fürs straßengelichter.

Und was vor dem großen richterstuhl
Der sonne nicht kann erscheinen,
Hinab damit, hinab in den pfuhl -
Dort kann die moral in ewiger ruh
Ihren untergang beweinen.

(Thor Görg, Wirkungsdaten: 1914)

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04/10/2025, 17:44
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94
Zur Genealogie der Moral
(Auszug)

Zweite Abhandlung: Schuld, Schlechtes Gewissen und Verwandtes

Wenn es damals eine Kritik der Tat gab, so war es die Klugheit, die an der Tat Kritik übte:
ohne Frage müssen wir die eigentliche Wirkung der Strafe vor allem in einer Verschärfung der Klugheit suchen, in einer Verlängerung des Gedächtnisses, in einem Willen, fürderhin vorsichtiger, mißtrauischer, heimlicher zu Werke zu gehn, in der Einsicht, daß man für vieles ein für allemal zu schwach sei, in einer Art Verbesserung der Selbstbeurteilung.

Das, was durch die Strafe im großen erreicht werden kann, bei Mensch und Tier, ist die Vermehrung der Furcht, die Verschärfung der Klugheit, die Bemeisterung der Begierden: damit zähmt die Strafe den Menschen, aber sie macht ihn nicht »besser« – man dürfte mit mehr Recht noch das Gegenteil behaupten.
(»Schaden macht klug«, sagt das Volk: soweit er klug macht, macht er auch schlecht. Glücklicherweise macht er oft genug dumm.)

(Friedrich Nietzsche, 1844 - 1900)

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Nachforschung zum Wort moralisch
3 von 3, 1 hier und 2 da
Bild aus:
"Wörterbuch zur Erklärung und Verdeutschung der unserer Sprache aufgedrungenen fremden Ausdrücke" aus dem Jahr 1813,
von Joachim Heinrich Campe, 1746 - 1818

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Nachforschung zum Wort moralisch
2 von 3, 1 hier und 3 da

Bild aus:
"Wörterbuch zur Erklärung und Verdeutschung der unserer Sprache aufgedrungenen fremden Ausdrücke" aus dem Jahr 1813,
von Joachim Heinrich Campe, 1746 - 1818

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04/10/2025, 12:11
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Nachforschung zum Wort moralisch
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"Wörterbuch zur Erklärung und Verdeutschung der unserer Sprache aufgedrungenen fremden Ausdrücke" aus dem Jahr 1813,
von Joachim Heinrich Campe, 1746 - 1818

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Ich muß den Saiten meines Gemütes
jeden Tag einige Ruhe gönnen,
um sie gleichsam von neuem aufzuziehen,
damit sie den rechten Ton
und Ausklang behalten.
Am besten gelingt mir dies
in der Einsamkeit,
aber nicht im Zimmer,
sondern in den stillen Stunden
der freien Natur.
Unterlasse ich das,
dann werde ich verstimmt,
und das wird nur ärger
im Geräusche der Welt.

(Luise von Mecklenburg-Strelitz,
Königin Luise von Preußen,
1776 - 1810)

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04/09/2025, 18:56
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Jenseits von Gut und Böse
(Auszug)

Bei einer Wanderung durch die vielen feineren und gröberen Moralen, welche bisher auf Erden geherrscht haben oder noch herrschen, fand ich gewisse Züge regelmässig mit einander wiederkehrend und aneinander geknüpft: bis sich mir endlich zwei Grundtypen verriethen, und ein Grundunterschied heraussprang.

Es giebt Herren-Moral und Sklaven-Moral;
– ich füge sofort hinzu, dass in allen höheren und gemischteren Culturen auch Versuche der Vermittlung beider Moralen zum Vorschein kommen, noch öfter das Durcheinander derselben und gegenseitige Missverstehen, ja bisweilen ihr hartes Nebeneinander – sogar im selben Menschen, innerhalb Einer Seele.

Die moralischen Werthunterscheidungen sind entweder unter einer herrschenden Art entstanden, welche sich ihres Unterschieds gegen die beherrschte mit Wohlgefühl bewusst wurde, – oder unter den Beherrschten, den Sklaven und Abhängigen jeden Grades.

Im ersten Falle, wenn die Herrschenden es sind, die den Begriff gut bestimmen, sind es die erhobenen stolzen Zustände der Seele, welche als das Auszeichnende und die Rangordnung Bestimmende empfunden werden. Der vornehme Mensch trennt die Wesen von sich ab, an denen das Gegentheil solcher gehobener stolzer Zustände zum Ausdruck kommt: er verachtet sie. Man bemerke sofort, dass in dieser ersten Art Moral der Gegensatz »gut« und »schlecht« so viel bedeutet wie »vornehm« und »verächtlich«: – der Gegensatz »gut« und »böse« ist anderer Herkunft. Verachtet wird der Feige, der Ängstliche, der Kleinliche, der an die enge Nützlichkeit Denkende; ebenso der Misstrauische mit seinem unfreien Blicke, der Sich-Erniedrigende, die Hunde-Art von Mensch, welche sich misshandeln lässt, der bettelnde Schmeichler, vor Allem der Lügner: – es ist ein Grundglaube aller Aristokraten, dass das gemeine Volk lügnerisch ist. »Wir Wahrhaftigen« – so nannten sich im alten Griechenland die Adeligen.

Es liegt auf der Hand, dass die moralischen Werthbezeichnungen überall zuerst auf Menschen und erst abgeleitet und spät auf Handlungen gelegt worden sind: weshalb es ein arger Fehlgriff ist, wenn Moral-Historiker von Fragen den Ausgang nehmen wie »warum ist die mitleidige Handlung gelobt worden«?

(Friedrich Nietzsche, 1844 - 1900,
Auszug aus
"Jenseits von Gut und Böse")

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04/09/2025, 16:56
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Nachforschung zum Wort Moral

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"Wörterbuch zur Erklärung und Verdeutschung der unserer Sprache aufgedrungenen fremden Ausdrücke" aus dem Jahr 1813,
von Joachim Heinrich Campe, 1746 - 1818

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04/09/2025, 15:44
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Nachforschung zum Wort Moral

Was uns die Wörterbücher erzählen...

Die Morāl, aus dem Lat. Beyworte moralis,
die Lehre von der Einrichtung des Verhaltens des Menschen;
die Sittenlehre, mit einem Griech. gleichbedeutenden Kunstworte, die Ethik, sonst auch die Tugendlehre, welche Ausdrücke, wenn sie in der weitesten Bedeutung genommen werden, mit Moral in diesem Verstande einerley sind, sonst aber noch auf verschiedene Art eingeschränket werden.
Die philosophische Moral, welche in der bloßen Vernunft gegründet ist;
im Gegensatze der theologischen, welche in der heil. Schrift gegründet ist.
Quelle

MORAL, f.
sittenlehre. [...]
einleitung zu der vernunftlehre; von den kräften des menschlichen verstandes; moral, kan mathematisch demonstriret werden;
in dieser form setzt es sich nach ihm in der wissenschaftlichen sprache fest: dieselbe (die historie) ist nichts anders als eine praxis der ganzen philosophie .. die moral stecket darinnen, man lernet allerlei leute und menschen gemüther erkennen[...]
in gewöhnlicher sprache auch zu dem begriffe sittlichkeit gewendet, wenn das fremder klingende moralität vermieden wird;
moral, die gute lehre, die man einer erzählung entnimmt, hiesz im 16. jh. bei deutschen fabeldichtern das morale
Quelle

Moral f.
gesellschaftlich bedingtes System geltender Normen und Regeln sittlichen Verhaltens’ (18. Jh.), älter ‘aus einem Beispiel zu ziehende sittliche Nutzanwendung und Lehre’ (16. Jh., vgl. die Wendung die Moral von der Geschichte, 19. Jh.), danach ‘Sittenkunde, -lehre’ (17. Jh.). [...]
zur Regel gewordener Wille, auf innerer Gesinnung beruhende, gewohnheitsmäßige Tätigkeit, Sitte, Brauch’; etymologisch verwandt mit Mut
Quelle

Moral
Entlehnung. Entlehnt aus frz.;
die Sitten betreffend, ethisch;
Sitte, Gewohnheit, Brauch, Wille
Quelle

Moral:
sittliche Nutzanwendung, Sittlichkeit, die Sitten betreffend, sittlich Sittenlehre, Sitte, Brauch; Gewohnheit;
Charakter, das wohl mit einer Grundbedeutung Wille;
der zur Regel gewordene Wille;
zu den unter Mut entwickelten Wörtern der idg. Wurzel *mē-, mō-, mə-; heftigen, starken Willens sein; heftig begehren;
moralisierender Mensch: Sittenrichter;
moralisieren: sittliche Betrachtungen anstellen, den Sittenprediger spielen;
demoralisieren: sittlich verderben; entmutigen, zersetzen
Quelle

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04/09/2025, 14:33
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