🐇Osterbräuche im alten Erzgebirge
Von der schmackhaften Neinkreiter-Supp und dem Osterzopp, dem harmlosen „Osterficken“ sowie dem schweigsamen Osterwasserholen
So reich an Bräuchen und Verhaltensregeln, wie sie zur Weihnachtszeit für das Erzgebirge überliefert oder auch noch im Gebrauch sind, ist unsere Gegend in der Osterzeit nicht.
Das Eierverstecken und -suchen, das Osterwasserholen oder die Mär vom Osterhasen, der die Eier bringt, haben wir mit anderen deutschen Landen ziemlich gemeinsam.
Auch bei den wenigen erhaltenen typischen Erzgebirgs-Bräuchen ist die Herkunft meist nicht ausschließlich bei uns hier oben nachzuweisen, wie übrigens bei zahlreichen Bräuchen in der Weihnachtszeit ebenfalls.
Und dennoch haben sich im Laufe der Jahrhunderte einige Rituale, Bräuche und Verhaltensmuster – meist auf dem Lande – erhalten und werden dort auch heute noch praktiziert:
Der Gründonnerstag, an dem eigentlich die grünen Zweige zu sehen sein sollten, ist der Tag, an dem viel Grünes auf den Tisch kommt: Grünes Gemüse, Zweige mit erstem Grün (in der Stube gezogen) und die Neinkreiter-Supp, die aus neun Kräutern besteht.
Ursprünglich hieß sie “Griendonnerschtag-Supp”.
Da aber am Gründonnerstag im Erzgebirge die grünen Kräuter meist noch mit Schnee bedeckt sind, hat man sie später zubereitet und dann zur Neunkräutersuppe umgetauft.
Heutzutage kann man aber im Supermarkt auch am Gründonnerstag die entsprechenden Kräuter für diese wohlschmeckende und gesunde Suppe erhalten.
Ihre Zusammensetzung ist von Dorf zu Dorf unterschiedlich und hängt auch vom jeweiligen Vorrat an Kräutern ab (frisch, getrocknet oder aus der Kühltruhe – die Grundsubstanz ist eine kräftige Brühe aus einem Suppenhahn).
Aber neune sollten es unbedingt sein, sonst geschieht ein Unglück in der Familie.
Entweder zum Frühstück ißt man gekochte Eier, oder aber dann zum Mittagessen, das ebenfalls aus Eiern, Kartoffelsalat und Rapunzeln (Feldsalat) besteht.
In manchen Gegenden werden auch schon am Gründonnerstag die Eier versteckt.
Ein rotes sollte immer dabei sein, da die Farbe rot die Fruchtbarkeit symbolisiert, genau so wie der Hase, der sie bringt.
Der Liebsten wird am Ostermorgen ein rot gefärbtes Ei überreicht, während sie ihn mit Osterwasser bespritzt (ein Brauch, der auch in slavischen Gegenden und in Ungarn üblich ist und um 1930 noch in Breitenrunn und Geyer nachweisbar war)..
Rute, rute Eier raus
oder ich peitsch de Maadle aus,
wenn se kaane Maadle haben,
peitsch mer Ihne salberscht aus!
Das Backen eines Osterzopps gehört auch heute noch in einigen Familien zum Ritual: Ein Hefeteig wird aus 500g Mehl, 100g guter Butter, 40g Zucker, 5 Eßlöffel Zuckerrübensirup, einer Tasse warmer Milch, ein Ei, 40g Hefe, Priese Salz und etwas Nelkenpulver (Rosinen können sein, müssen aber nicht) hergestellt.
Gehen lassen, dann drei gleich starke Rollen formen, die zu einem Zopf geflochten werden.
Das Gebildebrot auf einem mit Butterbrotpapier ausgelegtem Backblech geben, weiter 15 Minuten gehen lassen und dann bei 180°C für etwa eine halbe Stunde in den Ofen.
Der Osterzopf wird dann mit guter Butter oder Marmelade gegessen – und vielerorts auch eigediddscht.
In manchen Gegenden werden auch Osterbrötchen oder Osterbrot mit Anis und Fenchel gebacken.
⛲️Osterwasser holen findet noch recht häufig im ländlichen Erzgebirge statt: Junge Mädchen (wenn noch möglich Jungfrauen) schöpfen am Ostermorgen aus einem nahen Brunnen oder einer Quelle frisches Wasser, dass sie schweigend ins Haus tragen muss.
Die zweite Kanne, die sie danach schöpft, ist für das Vieh im Stall bestimmt.
Diesem „heiligen“ Wasser werden überirdische Kräfte nachgesagt.
Jener heidnische Brauch ist von der katholischen Kirche übernommen worden und der findet sich in der Osterwasser-Weihe, wie auch in der Feuerweihe in der Osternacht wieder.
(
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🔵@mei_Arzgebirg