🪄🪄🪄Perthro🪄🪄🪄
Zugeordnet dem sechsten Neumond des Mondjahres.
Grobe Jahreseinteilung: zweite Mai-Hälfte
Bedeutung: Gefäß, Geburt
Fasst man Othala sorgsam an den beiden äußeren Ecke und zieht das Symbol auseinander, bis die obere Spitze zur Waagrechten wird, dann hält man Perthro in Händen. Aus dem umschließenden, schützenden Ursprung, zu und von dem nur ein schmaler Weg führt, ist ein weites Gefäß geworden, das seinen Inhalt ergießt und sich verströmt.
Unter Perthro enden die sogenannten Eisheiligen. Nachtfröste sind dann keine Gefahr mehr. Empfindliche Pflanzen können jetzt endlich ins Freie. Der Frühling war Hoffnung auf den Sommer, aber unter Perthro wird er geboren.
Gemeinhin wird Perthro mit einem Würfelbecher gleichgesetzt. Man bringt die Rune mit dem Begriff Schicksal' in Verbindung. Doch sollte man nicht vergessen, dass die Runen eng mit der nordischen Mythologie und der Edda verbunden sind. Schicksal bedeutet hier kein Ausgeliefertsein an irgendwelche Zufälle.
In der nordischen Mythologie ragt eine Wurzel Yggdrasils bis zum Urd-Brunnen. An diesem Brunnen, an dem die Götter täglich Rat halten, leben die drei Normen. Sie tragen die Namen Urd (das Gewordene), Verdani (das Werdende) und Skuld (das Werdenwollende). Sie sind es, die das Schicksal fügen.
Im Grunde bedeutet dies, dass Urd die Fäden der Vergangenheit an Verdani weiterreicht, welche sie miteinander verdreht, verstärkt und zu einem Netz webt. Das Ergebnis gibt sie weiter an Skuld, welche das als Grundlage für alles bildet, was die Zukunft eventuell bringen kann. Im Prinzip hat das etwas mit Karma zu tun. Das, was war, entscheidet über das, was ist, und vor allem über das, was sein wird.
Perthro ist der Weg hinaus. Man lässt Othala hinter sich und begibt sich in die Welt, beginnt, alle Pläne nun endlich zu verwirklichen. Im Jahreskreis beginnt das unauffällige heilsame Wachstum, das in der Ernte münden will. Doch dies geschieht nicht von allein. Der Gärtner, der erst jetzt zum Beispiel einen Paprikasamen versenkt, wird zwar das Keimen der Pflanzen und auch ihr Wachstum erleben, doch auf reiche Ernte kann er nicht mehr rupfen.
Wer jedoch unter Dagaz begriff, dass das Licht wiederkehrt, und zu dieser Zeit den Paprikasamen in die Erde gab, der diesen Keimling hegte und pflegte, der hat jetzt schon eine halbwegs kräftige Pflanze, die er auspflanzen kann. Das Gewordene, der grüne Setzling, wird zum Werdenden als starke Jungpflanze, der endlich ins Freiland darf. Und die Wahrscheinlichkeit, dass Skuld, das Werdenwollende, eine reiche Ernte bringt, ist nun sehr groß. Alle Dinge brauchen ihre Zeit. So wie der Paprika vom Samen bis zur Ernte sehr viel Zeit benötigt, so brauchen auch Pläne zum Reifen ihre Zeit.
Das Schicksal wird nicht von außen zugeteilt. Es ist Folge der eigenen Handlung, die sowohl in Taten als auch in Gedanken bestehen kann. Wir werden, was wir sind, und wir sind, was wir waren.
Natürlich gibt es im Leben Rückschläge, die von außen kommen können, wie es die Rune Hagalaz beweist. Doch Perthro hat nichts mit Würfeln oder Glücksspiel zu tun. Perthro sagt, dass die Reise beginnt und dass jeder einzelne Schritt ihre Richtung und ihren Ausgang bewirkt.
Auf dem Weg durch das Jahr, durch das Leben, zu einem Ziel, ist jetzt die Zeit gekommen, kraftvoll und tätig voranzuschreiten. Perthro macht Mut, die sichere Geborgenheit des Vergangenen hinter sich zu lassen. Natürlich kann das Vergangene belastend gewesen sein. Nicht alles was wahr, ist zwangsweise schön. Es geht unter Perthro nicht darum, das Unschöne zu vergessen, zu verdrängen, hinter sich zu lassen. Es geht auch nicht darum, das Schöne nur noch als Erinnerung zu bewahren. Perthro sagt, dass es gilt, hinauszugehen und das Ziel zu erstreben. Das Schöne, das geworden war, mag stärken. Das Unschöne mag belasten. Doch beides wird begleiten, und wird Grundlage sein für das Werdende, das sich mit jedem Schritt der Reise verwirklicht. Und zu- gleich wird das Werdende mit jedem Schritt zum Gewordenen, denn das Werdenwollende wartet bereits mit dem nächsten Schritt.
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