Die SCHUFA – oder doch besser Social Credit System light?
Was wie ein harmloses Wirtschaftsinstrument daherkommt, ist in Wahrheit ein stiller Machtapparat, der Millionen Deutsche kontrolliert – ohne dass sie es je wirklich bemerkt oder hinterfragt haben.
Die SCHUFA entscheidet, ob du ein Handy bekommst, eine Wohnung mieten darfst oder einen Dispo-Kredit erhältst. Wer einen schlechten Score hat, ist raus – aus dem digitalen Leben, aus der Mitte der Gesellschaft.
Klingt übertrieben? Willkommen beim Social Credit System – made in Germany.
Offiziell ist die SCHUFA kein Kontrollorgan, sondern ein privates Unternehmen, das Banken und Händlern helfen will, Risiken zu minimieren. Inoffiziell jedoch funktioniert sie längst wie ein gesellschaftlicher Türsteher: Sie lässt nur rein, wer wirtschaftlich „verlässlich“ ist. Und wer einmal aus der Reihe tanzt – sei es durch eine vergessene Rechnung oder einen Schufa-Eintrag aus Jugendtagen – kann zuschauen, wie sich Türen vor der Nase schließen. Ganz ohne Gericht, ohne Einspruch, ohne Transparenz.
Der Clou: Niemand hat dich gefragt, ob du da mitmachen willst. Deine Daten landen trotzdem bei der SCHUFA – gestützt durch eine Datenschutz-Klausel, die klingt wie ein schlechter Witz: Artikel 6 Absatz 1 lit. f DSGVO erlaubt die Datenverarbeitung bei „berechtigtem Interesse“. Berechtigt – für wen? Für die Wirtschaft. Für die Unternehmen. Aber sicher nicht für dich. Du hast kein echtes Mitspracherecht, keine effektive Kontrolle, und das sogenannte „Opt-out“ existiert nur auf dem Papier.
Ohne Score – kein Vertrag. Keine Wohnung. Kein Konto. Kein gesellschaftliches Leben.
Und wenn Fehler im System sind? Dann liegt die Beweispflicht bei dir. Viel Glück beim Herausfinden, was die SCHUFA überhaupt über dich weiß – und noch mehr Glück dabei, es ändern zu lassen.
Einmal jährlich gibt’s eine kostenlose Selbstauskunft. Die musst du dir aber selbst zusammensuchen. Transparenz sieht anders aus.
Was China staatlich organisiert, machen wir über den Umweg der Privatwirtschaft: ein System der sozialen Kontrolle, das dich bewertet, katalogisiert und zur wirtschaftlichen Konformität erzieht. Wer nicht mitspielt, fliegt raus. Kein Gesetz zwingt dich zur Teilnahme – aber die Realität schon.
Die SCHUFA ist kein harmloser Finanzdienstleister. Sie ist ein Machtinstrument. Ein digitaler Richter über deine gesellschaftliche Daseinsberechtigung – ohne Legitimation, ohne demokratische Kontrolle. Ein Social Credit System light, getarnt als Dienstleistung.
Aber was tun? Ganz raus aus der SCHUFA – geht das überhaupt?
Nicht vollständig. Wer in dieser Gesellschaft lebt, Verträge abschließt und wirtschaftlich handelt, wird kaum ganz ohne sie auskommen.
Aber es gibt Wege, sich zu wehren. Wer keine Handyverträge braucht, Prepaid nutzt, Mieten direkt über Einkommensnachweise regelt und auf Kredite verzichtet, kann seine Datenspur minimieren.
Fehlerhafte Einträge lassen sich löschen – wenn man sich durch den Papierdschungel kämpft.
Die kostenlose Selbstauskunft ist ein erster Schritt.
Der echte Hebel aber liegt in der Politik: mehr Transparenz, weniger blinder Datentausch und ein Datenschutz, der den Namen verdient. Denn wer die Kontrolle über seine Daten verliert, verliert mehr als nur ein paar Punkte im Score – er verliert die Freiheit, selbst zu entscheiden, wie er leben will.
Höchste Zeit, dass wir anfangen, genau das beim Namen zu nennen.
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Gemeinsam WortStark➙
@jetztgemeinsamstark