Dass die Welt, in der Kulturjournalisten unterwegs sind, und häufig auch selbst leben, eine eigene ist, steht außer Frage. Und dass diese eigene Welt nicht identisch mit den Lebensrealitäten des Großteils der Bevölkerung ist, kann und darf zwar kritisiert werden, gehört jedoch für mein Empfinden dazu, ist vielleicht für Künstler, Literarten usw. usf. sogar eine Bedingung für ihr Schaffen.
Fatal wird es erst dann, wenn diese Journalisten zu vergessen beginnen, dass es sich um einen eigenen Kosmos handelt, in dem sie agieren dürfen, und sodann versuchen, die »Weisheiten« dieser Welt auf die Allgemeinheit zu übertragen. Genau dieses Gefühl hatte ich, als ich den
Bericht dreier Journalisten über die Leipziger Buchmesse im »Deutschlandfunk« gehört habe.
Eigentlich kann es einen »aufgeklärten Mensch«, um hier die Terminologie dieses Milieus einmal zu bedienen, nur belustigen, oder wahlweise in den Wahnsinn treiben, wenn drei Journalisten darüber »diskutieren«, von wo nun die größte Gefahr für »unsere Demokratie« ausgehe (Rechtsradikale? Trump? Putin?), während im Anschluss wie selbstverständlich die Dankesrede des Preisträgers Alhierd Bacharevič zitiert wird:
»In meinem Roman gibt es keine Aufrufe zur Machtergreifung und zur Revolution. Da gibt es weder politische Agitation noch oppositionelle Propaganda. Alles, was es da gibt, ist Literatur.«
Doch alles, was es auf den beiden großen deutschen Buchmessen heute noch gibt, ist Propaganda. Ein selbstgefälliges, langweiliges und im Grunde konservatives Milieu, dem jeder Lebensgeist, jedes innere Feuer abhandengekommen ist. Als »mutig« gilt dort, wer einen eigenen »unabhängigen« Verlag, »fernab der großen Publikumsverlage«, führt und sich »traut«, vermeintlich kontroverse Bücher zu verlegen (Stichwort »Esther Dischereit«). Verschwiegen wird hier freilich, dass diesen »unabhängigen« Verlagen jede nur erdenkliche Tür offensteht, dass es Preise, Preisgelder und staatliche Förderungen gibt, dass hier keine Veranstaltungslokalitäten gekündigt werden und kein Großhändler die Verträge kündigt. Wer sich in dieser Szene ernsthaft für »unabhängig«, gar »oppositionell« hält, ist entweder ein Lügner oder ein Idiot.
Wir als rechte Verlage müssen dankbar sein für diese Art von Menschen, dankbar sein für die Ausgrenzungen und Verleumdungen. Denn in der Tat haben diese Kulturjournalisten recht: Von uns geht eine Gefahr aus. Die Gefahr, Menschen zu entzünden mit unserer Literatur. Ein Gefühl, das auf den großen deutschen Buchmessen niemand mehr kennt.