Der Schleier des Maya
Die Welt — so fest sie auch scheint — ist ein Traum. Ein bewegtes Spiel aus Licht und Schatten, aus Formen und Namen, die kommen und gehen wie der Wind in den Bäumen. Wir wandeln durch dieses Spiel, nehmen es für wirklich, halten an Dingen fest, kämpfen gegen das, was wir nicht verstehen, und vergessen dabei, dass wir längst Teil von etwas sind, das keinen Anfang und kein Ende kennt.
„Die Welt ist ein Traum, und der Erwachte weiß, dass der Traum ein Traum ist.“
In der Stille der Nacht, wenn das Feuer knistert und der Ruf der Trommel durch die Dunkelheit dringt, beginnt die Medizin zu wirken. Ein feiner Geschmack auf der Zunge, bitter und alt wie die Erde selbst, und doch voller Geheimnisse. Der Körper schaukelt, der Geist beginnt zu flimmern — als würde ein unsichtbarer Schleier Stück für Stück gelüftet.
Die Bilder kommen. Farben, Formen, uralte Wesen, das Flüstern der Ahnen. Ich sehe, wie das, was ich für mein Ich gehalten habe, sich auflöst, wie ein Tropfen im Ozean. Da ist kein Benni, kein Körper, kein Name. Nur Bewusstsein — ein grenzenloser, vibrierender Raum, der sich selbst in unendlichen Formen betrachtet.
Ich erkenne, dass alles, was ich jemals für real hielt, nur ein Teil dieses Traumes war. Die Geschichten, die Ängste, die Ziele, der Schmerz und das Glück. Alles ein Spiel des Bewusstseins, das sich selbst vergessen hat, um sich irgendwann wieder zu finden.
Die Medizin zeigt mir die Risse in der Illusion, führt mich an Orte jenseits der Zeit. Ich spüre, dass alles verbunden ist, dass jedes Blatt, jeder Stern, jedes Lebewesen aus derselben Quelle kommt. Und dass der Schmerz in mir der Schmerz der Welt ist — und die Liebe in mir die Liebe der Schöpfung.
In diesen Nächten wird die Wahrheit klar:
Nichts gehört mir. Nichts bleibt. Alles vergeht und wird wiedergeboren. Der Traum wird weitergeträumt, bis ich mich entscheide, zu erwachen.
Und selbst das Erwachen ist nur ein weiterer Schritt in diesem endlosen Tanz.
Wenn der Morgen dämmert und das Feuer nur noch in Glut leuchtet, kehre ich zurück. Zurück in diesen Körper, in diesen Namen, in dieses Leben. Aber etwas hat sich verändert. Ich habe den Traum erkannt. Und auch wenn ich weiter durch ihn gehe — ich weiß nun:
Ich bin der Träumer. Und ich bin der Traum.
Aho, Benni