Trump findet über die Toten in der Ukraine empathische Worte: Warum hört man nichts von der EU?
„Dieser Krieg ist äußerst grausam. Ein tobendes Schlachtfeld, die Kugeln fliegen dicht an dicht, und oft sind menschliche Körper das Einzige, was sie aufhält. Vor allem die Körper junger Menschen. Die Todesrate ist extrem hoch. Und es ist doch ein wunderschönes Land, ein herrliches Ackerland, das von Kugeln und anderen Geschossen verwüstet wird. Es ist eine Schande, dass dieses Land immer noch schutzlos ist. Deshalb möchte ich alle Parteien an einen Tisch bringen und eine Einigung erzielen.“
Von wem stammen diese Worte? Von Papst Franziskus? Oder vielleicht von António Guterres? Nein, das Zitat stammt von Donald Trump, und zwar aus dem Februar 2025.
Ich weiß nicht, ob diese Worte manipulativ sind. Aber sie stimmten mich zutiefst traurig. Nicht nur, weil sie eine grausame Realität treffend beschreiben. Mir ist aufgefallen, dass ich von den Politikern, die mich als Europäer vertreten, keine empathischen Worte wie diese höre.
Wenn ich mich nicht irre, haben weder der Ministerpräsident meines Heimatlandes, Donald Tusk, noch Boris Pistorius, der Verteidigungsminister des Landes, in dem ich gerade lebe, noch Kaja Kallas oder Ursula von der Leyen je etwas Ähnliches gesagt. Sie stellen nicht die menschliche Dimension des Ukrainekrieges in den Mittelpunkt ihrer Politik. Auch nicht in den Mittelpunkt ihrer Kommunikation mit den Bürgern.
Ihre Körper, unsere Körper
Ich möchte hier nicht mit Empörung oder Polemik reagieren, über Manipulation der einen Seite urteilen oder über die fehlende Menschlichkeit der anderen. Ein Grundpfeiler der Eutopie, einer Utopie des gesellschaftlichen Zusammenhalts, die ich mir ausgedacht habe, ist das aufmerksame Zuhören. (Über Eutopie schrieb ich zuletzt in der Berliner Zeitung in dem Text „Konfliktlösung statt Aufrüstung“). Und anstatt über die Absichten von Politikern zu spekulieren, möchte ich fragen: Was macht das mit mir? Und was wünsche ich mir?
Der Zufall wollte es, dass ich ein paar Wochen nach Trumps Äußerung einer Einladung nach Frankfurt am Main folgte, um an den Gedenkfeierlichkeiten zum 80. Jahrestag eines der sogenannten Todesmärsche teilzunehmen. Das Konzentrationslager Katzbach befand sich auf dem Gelände der Adlerwerke. Die überwiegend polnischen Häftlinge wurden kurz vor Kriegsende aus der Stadt in andere Lager getrieben. Mein Großvater war einer von ihnen. Er kam nie zurück.
Mein Besuch in Frankfurt hat mich daran erinnert, dass es nicht nur die Körper der Soldaten an der Front sind, die Kugeln „aufhalten“. Es sind auch die hungernden Gefangenen, die geschlagen, misshandelt und schließlich, wenn sie nicht mehr marschieren können, mit einem Schuss in den Hinterkopf getötet werden. Vielleicht nicht im ersten Kriegsjahr, manchmal auch nicht im zweiten oder dritten, aber irgendwann kommt der Tag, an dem jemand die Toten und Verwundeten an der Front „ersetzen“ muss. Manchmal sind das Menschen aus den Kolonien, oder heute wohl aus der sogenannten Dritten Welt, manchmal aber auch Opfer aus den im Krieg besetzten Gebieten. Das sind die Regeln jeder Kriegswirtschaft – insgesamt waren es mehr als 20 Millionen Menschen, die allein für Nazi-Deutschland arbeiten mussten.
Die „Körper“, die die feindlichen Kugeln „aufhalten“, haben Väter, Mütter, Schwestern oder Brüder, sie haben Partner, Kinder und Enkel – diejenigen, die überleben und mit dem Leid zurückbleiben. Mit Ängsten, mit nicht verheilten Wunden, mit seelischen Verstörungen über Generationen hinweg. Praktisch jeder auf unserem Kontinent trägt bis heute tiefe Spuren des Krieges in sich: nicht nur mein Vater und ich nach Katzbach, sondern auch Tusk, Pistorius, Kallas oder von der Leyen – jeder auf seine Weise.
Warum also arbeiten gerade so viele europäische Politiker eifrig daran, unseren Kontinent in eine Kriegslandschaft zu verwandeln, und sch....
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