🌸Vom Eise befreit sind Strom und Bäche 🌸
freie Gedanken zur Karwoche, zum Karfreitag, zum Karsamstag.
Unsere Altvorderen ließen sich von der Schwingung der Natur leiten.
Sie kannten keine obere Einrichtung wie die Kirche,
die ihnen vorschrieb, was zu tun und zu lassen sei.
Aus dieser Sicht habe ich versucht, den Blick auf das Wort, die Vorsilbe Kar- zu richten.
Mir fiel auf, daß im Althochdeutschen sowohl Kar als auch Kara überliefert sind.
Ausgerechnet Kara gilt als Wurzel für Karfreitag,
im Sinne von Trauer, Klage, Buße.
Doch ist dies wirklich die ursprüngliche Bedeutung?
Der Brauch des Osterwassers kam mir in den Sinn:
Man schöpft es schweigend vor Sonnenaufgang aus einem fließenden Gewässer.
Es bringt Heilung und Kraft.
Doch was braucht es dafür?
Ein Gefäß.
Und genau hier liegt eine andere mögliche Deutung:
Denn Kar heißt im Althochdeutschen: Trinkgefäß, Schale, Trog, Behältnis, Kübel, Faß.
Ein Gegenstand, der etwas aufnimmt, der trägt.
Auch in mundartlichen Formen lebt dies weiter:
Im Tirolerischen bezeichnet Kahr einen Trog,
im chronologischen Wörterbuch des 8. Jahrhunderts von Seebold steht kar ganz einfach für Gefäß.
Könnte es also sein,
daß Karfreitag ursprünglich nicht im Sinne von Trauer (kara) zu deuten ist,
sondern als der Freitag,
im Sinne der Namensgeberin des Wochentages,
der Göttin Freya,
der Göttin der Fruchtbarkeit und des Frühlings, des Glücks und der Liebe
in Vorbereitung auf das, was kommt?
Auf den Karsamstag,
auf den Ostermorgen,
auf den Ostersonntag,
an welchem man sich auf die kommende Zeit der Fruchtbarkeit, der Liebe und des Wachstums einstimmt?
Kar ist etwas, das trägt.
Etwas, das aufnimmt,
daß leeren und loslassen kann,
um bereit zu werden für das, was neu fließt.
Kar trägt ebenso die Bedeutung eines Gebirgskessels in sich:
eine durch Gletschereinwirkung entstandene Mulde in Felswänden,
ein in der Natur vorkommendes Gefäß.
So wie die Gipfel nach dem Winter das Eis lösen,
so wie die Täler vom Schmelzwasser durchzogen werden,
so ist diese Zeit eine Zeit des Reinigens,
im Innen wie im Außen.
Manchmal ganz sanft,
manchmal wild und ungestüm.
Und vielleicht ist es auch eine Zeit des kommenden Lichts, so wie die Tage wieder länger werden.
Das Osterwasser wird in der Dunkelheit,
in der Stille aufgenommen,
das Licht kommt danach.
Das Licht wird leise empfangen,
nicht als blendender Schmerz,
sondern als sanfter Neubeginn.
Das Osterfeuer, überliefert in vielen Regionen,
bricht nicht mit Lärm hervor,
es öffnet den Tag,
wie eine Glut, die unter Asche gewartet hat.
Für mich ist Kar nicht Klage, nicht Trauer.
Es ist die Zeit der Vorbereitung auf etwas Neues,
des Aufblühens und Wachsens.
Vielleicht ist Kar
nicht Klage,
sondern das leere Gefäß,
welches den ersten Tropfen
des klaren Wassers und
den ersten Funken des Lichts
im neuen Jahreskreis empfängt.
Nicht Klage oder Buße,
sondern Raum für neues Leben.
(Quellen: Wörterbuch von Köbler, Adelungs Wörterbuch, Althochdeutsches Wörterbuch, etymologisches Wörterbuch, Chronologisches Wörterbuch des deutschen Wortschatzes und früherer Quellen von Elmar Seebold, 8. Jhd.,
meine Gedanken 😊 und Eure Eingebungen 🙏)
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