Die Phyllosphäre – ein Universum auf den Blättern
Die Phyllosphäre ist der Lebensraum auf und in den Blättern einer Pflanze. Dazu zählen nicht nur die Blattoberflächen, sondern auch mikroskopisch kleine Strukturen wie Spaltöffnungen und Zellzwischenräume. Auf nur einem Gramm frischer Blattmasse leben – je nach Jahreszeit und Standort – Millionen von Mikroorganismen: Bakterien, Hefen, Algen, Pilze. Diese mikroskopischen Helfer sind kein Beiwerk, sondern entscheidend für die Gesundheit der Pflanze – und damit für die Vitalität der Lebensmittel, die wir daraus gewinnen.
Vielfältiges Leben auf den Blättern
Was für das Auge wie eine glatte grüne Fläche erscheint, ist in Wahrheit ein vibrierender Mikrokosmos. Die Blattoberfläche wird von einer Vielzahl Mikroorganismen besiedelt, die die Pflanze schützen, stärken und in Symbiose mit ihr leben. Der Einsatz von Pestiziden, Fungiziden (z. B. Kupfer, Schwefel) oder auch ätherischen Ölen zerstört nicht nur Krankheitserreger, sondern auch dieses schützende Mikrobiom. Die Folge: Die Pflanzen werden anfälliger für Krankheiten, da ihr natürlicher Immunschutz zusammenbricht.
Symbiosen zwischen Pflanzen & Pilzen
Zahlreiche Pilzarten leben auf und in den Blättern von Pflanzen, ohne ihnen zu schaden – im Gegenteil: Sie übernehmen wichtige Aufgaben im Pflanzenschutz. Einige dieser Pilze greifen aktiv Krankheitserreger wie Mehltau an, andere produzieren Alkaloide, die Fressfeinde abschrecken. Im Gegenzug stellt die Pflanze ihren mikrobiellen Partnern Nährstoffe zur Verfügung. Diese unsichtbaren Allianzen stärken das pflanzliche Immunsystem auf natürliche Weise.
Rhizosphäre & Phyllosphäre
Pflanzen können gezielt Mikroorganismen aus der Rhizosphäre (dem Wurzelumfeld) in die Phyllosphäre transportieren. Diese gelangen durch die inneren Transportwege der Pflanze bis in die Blätter und unterstützen dort die Abwehr von Krankheitserregern. Die Pflanze gestaltet und steuert ihr Mikrobiom dabei aktiv – von der Wurzel bis zum Blatt.
Doch Störungen wie übermäßiges Gießen, falsches Düngen oder der Einsatz chemischer Mittel können dieses empfindliche Gleichgewicht aus dem Lot bringen.
Permakultur & mikrobielle Vielfalt
In der Permakultur arbeiten wir mit der Natur – nicht gegen sie. Durch Maßnahmen wie das Anlegen von Waldgärten, die Förderung von Biodiversität, gezielter Humusaufbau, Mulchen, das Liegenlassen von Totholz, das Anlegen von Feuchtgebieten und die Anwendung von biologisch-dynamischen Präparaten fördern wir gezielt die mikrobielle Vielfalt. So entsteht ein anpassungsfähiges und widerstandsfähiges Ökosystem.
Mikroben zum Sprühen
In der Anfangsphase, wenn sich noch kein ausreichend vielfältiges Ökosystem etabliert hat, kann die Phyllosphäre auch von außen gestärkt werden – etwa durch Blattspritzungen mit EMs, Bokashi-Saft oder Wurmtee aus der Wurmfarm. Diese Mikroben besiedeln die Blattoberfläche und bilden eine lebendige Schutzschicht, vergleichbar mit der Hautflora des Menschen. Ihre Enzyme und Stoffwechselprodukte können sogar schädliche Pilze direkt hemmen. Die Mittel sollten immer verdünnt verwendet werden (100 ml auf 10 l Wasser, kein Chlorwasser) - idealerweise am Abend oder bei bedecktem Himmel. So können sich die Mikroben auf der Blattoberfläche ansiedeln, bevor sie der UV-Strahlung ausgesetzt werden.
Fazit
Gesundheit im Permakultur-System ist kein fixer Zustand, sondern ein lebendiger, dynamischer Prozess – von der Pflanze bis zu unserer Ernährung. Ständig wechselnde Umweltbedingungen – seien sie klimatisch oder biologisch – fordern das kultivierte Ökosystem dazu auf, sich immer wieder neu auszubalancieren. Eine gesunde Phyllosphäre ist kein Zufall, sondern das Ergebnis eines ausgeklügelten Zusammenspiels von Pflanzen, Mikroorganismen und ihrer Umwelt. Es ist diese fein abgestimmte Kooperation aller Beteiligten, auch der Menschen, die nicht nur das System, sondern auch unsere Nahrung lebendig macht.
Bild links und Text: AUTarcaMatricultura
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